Gewählte Publikation:
Sharifian Pour, S.
Prognostische Biomarker für Therapieansprechen und Behandlungspersistenz einer Anti-TNF-Antikörper Therapie bei Patient*innen mit chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2025. pp. 71
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Blesl Andreas
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Hoegenauer Christoph
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund und Ziele:
Anti-TNF-Antikörper sind eine etablierte therapeutische Option bei chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen (CED). Es fehlen jedoch Biomarker, die das Behandlungsergebnis
vorhersagen können. Ziel der Studie ist es, einen Biomarker aus dem Differentialblutbild zu
identifizieren, welcher vor der Therapie im Routinelabor erhobenen wurde und mit dem das
Therapieansprechen oder die Behandlungspersistenz assoziiert ist.
Methoden:
Diese retrospektive, monozentrische Studie wurde an der Medizinischen Universität Graz
durchgeführt. Eingeschlossen wurden biologika-naive CED-Patient*innen, die zwischen
1999 und 2020 eine Anti-TNF-Antikörper-Therapie begonnen haben und mindestens einer
der untersuchten Werte aus dem Differenzialblutbild zu Therapiebeginn oder nach drei
Monaten verfügbar war. Es wurden Therapiepersistenz, Therapieansprechen und
Therapieversagen bewertet. Klinische Remission wurde definiert als ein Harvey-Bradshaw-
Index von <5 für Morbus Crohn und einen partial adapted Mayo-Score von ≤1 für Colitis
ulcerosa. CRP-Remission war definiert mit <5mg/l.
Ergebnisse:
Insgesamt wurden 268 Patient*innen (Alter: Median [IQR] 33 [24, 43] Jahre, 47 % weiblich,
mediane Krankheitsdauer: 51 [11, 135] Monate) in die Analyse eingeschlossen. Von diesen
litten 159 (59 %) an Morbus Crohn, 90 (34 %) an Colitis Ulcerosa und 19 (7 %) an einer
nicht klassifizierbaren CED (IBDU). Die meisten Patient*innen erhielten Infliximab (71%)
oder Adalimumab (27%). Die Therapiepersistenz betrug nach drei Monaten 78 %, nach
zwölf Monaten 60 % und am Ende des follow-up 30%. Die meisten der analysierten
Behandlungsendpunkte waren nicht mit den Werten des Differentialblutbildes zu Beginn der
Therapie assoziiert. Bei Patient*innen mit Morbus Crohn war aber die CRP-Remission nach
drei Monaten mit einer niedrigeren Thrombozyten und einer höheren Lymphozyten Anzahl
sowie mit einem niedrigeren Verhältnis von neutrophilen Granulozyten zu Lymphozyten
und Thrombozyten zu Lymphozyten zu Therapiebeginn verbunden. Die Kaplan-Meier-
Analyse zeigte, dass CED-Patient*innen mit höheren Ausgangswerten der eosinophilen
Granulozyten nach 12 Monaten Behandlung höhere Therapieversagensraten aufwiesen.
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Schlussfolgerung:
Bei CED-Patient*innen sind die Parameter des Differentialblutbildes nur begrenzt geeignet,
um den Erfolg der folgenden Anti-TNF-Antikörper-Therapie vorherzusagen. Diese
negativen Ergebnisse könnten durch gleichzeitige Basistherapien wie Kortikosteroide erklärt
werden, die bekanntlich Parameter des Blutbildes beeinflussen.