Gewählte Publikation:
Novak, M.
Auswirkungen von Lean Management auf die Zufriedenheit und die Symptomatik von hospitalisierten psychiatrischen Patient*innen?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 66
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Dalkner Nina
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Häussl Alfred Alois
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Europas Gesundheitssysteme müssen trotz alternder Bevölkerung, einer steigenden Anzahl an chronischen Krankheiten, Fachkräftemangels und der Notwendigkeit, mit der schnellen technologischen Entwicklung Schritt zu halten, eine hohe Versorgungsqualität gewährleisten. Ein vielversprechender Ansatz ist die Adaption von Lean Management, ursprünglich eine industrielle Managementstrategie, auf den Gesundheitssektor. Durch eine Reihe von innovativen Lösungsansätzen bietet Lean Management das Potenzial, sowohl die Versorgungsqualität als auch die Ressourceneffizienz in Krankenhäusern zu steigern. Obwohl bereits nachgewiesen wurde, dass Lean Management die betrieblichen Prozesse aus der Sicht der Krankenhausbetreiber effizient optimieren kann, ist die Auswirkung auf die Perspektive der Patient*innen noch unzureichend erforscht. Diese Diplomarbeit zielt darauf ab, die Effekte von Lean Management auf Symptomatik, Zufriedenheit und Aufenthaltsdauer von stationären psychiatrischen Patient*innen an der Klinischen Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin Graz zu untersuchen und dabei mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede zu identifizieren.
Methode:
Um die Auswirkungen der Einführung von Lean Management zu analysieren, wurde ein quantitatives Nicht-äquivalentes Gruppendesign angewendet. Hierbei wurden zwei unabhängige Stichprobe – eine vor der Implementierung von Lean Management (n=138) und eine danach (n=125) - miteinander verglichen. In die Studie aufgenommen wurden Patient*innen, die im Rahmen des routinemäßigen Aufnahme- und Entlassungsverfahrens bei ihrer Entlassung ihr Einverständnis gaben und die standardisierten Fragebögen (BDI-II, BSI-18 und ZUF-8) ausfüllten. Die statistische Analyse der Daten erfolgte mittels ANOVA- und MANOVA-Verfahren.
Ergebnisse:
Die Auswertung der erhobenen Daten zeigt, dass sich keine der erwarteten positiven Effekte von Lean Management auf die psychiatrische Symptomatik, Patient*innenzufriedenheit oder Verweildauer bestätigen ließen. Die Daten verdeutlichten jedoch, dass die stationären
Patient*innen der Klinischen Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Graz bereits vor der Implementierung von Lean Management eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Behandlung und dem Aufenthalt zeigten.
Konklusion:
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass trotz der hohen Erwartungen an Lean Management in der psychiatrischen Versorgung, die praktische Umsetzung komplexer ist als angenommen und nicht automatisch zu den erhofften Verbesserungen sofort nach der Einführung führt. Diese Erkenntnisse heben die Wichtigkeit der Integration der Patient*innenperspektive in die Entwicklung der Lean-Lösungen und die Notwendigkeit eines umfassenden kulturellen Wandels innerhalb der implementierten Einrichtung hervor. Zukünftige Forschungsarbeiten sind entscheidend, um wirksame Lean-Management-Strategien zu entwickeln, die den individuellen Anforderungen der psychiatrischen Versorgung gerecht werden.