Gewählte Publikation:
Lefkopoulos, T.
Der Einsatz von Amalgamalternativen unter besonderer Berücksichtigung der zahnärztlichen Allgemeinpraxis
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 84
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Behlau Alexander
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Glockner Karl
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Seit über 6500 Jahren werden in der Zahnheilkunde unterschiedliche Materialien zur Sanierung eingesetzt. Im Laufe der Zeit wurden stets neue Werkstoffe entwickelt. Vor mehr als 150 Jahren wurde das heutzutage sehr verbreitete, erfolgreiche und von den Krankenkassen bezahlte Material „Amalgam“ erstmals eingesetzt. Aufgrund des Anteiles an Quecksilber kamen immer mehr Bedenken angesichts der Auswirkungen auf die Gesundheit und Umwelt auf. Im Jahr 1956 wurde in Japan, Minamata Bay, erstmals die lähmende und unheilbare Wirkung einer Quecksilbervergiftung an zwei Schwestern erkannt und fotodokumentiert. Daraufhin wurden tausende weitere Fälle identifiziert. Da Amalgam von großer Relevanz für die Patien*innenversorgung ist, wurde angesichts dieser Tragödie 2013 bei der Minamata-Konvention über Quecksilber ein „Phase-down“, in dem ein zeitliches Auslaufen für die Verwendung von Amalgam für Zahnärzt*innen geplant wurde, beschlossen. In anderen Industriezweigen wurde hingegen die Abschaffung von Quecksilber, namens „Phase-out“, festgelegt, welcher dem „Phase-down“ in der Zahnmedizin ebenfalls folgen wird. Am 21.02.2024 wurde der vorläufige Plan zur Änderung der Verordnung vom „Permanent Representatives Committee“ gestattet. Sollte dieser vom Europäischen Parlament genehmigt werden, würde mit dem 01.01.2025 ein Amalgamverbot herrschen. Bei strenger medizinischer Indikation dürften Füllungen aus Amalgam jedoch weiterhin gelegt werden. In dieser Arbeit werden die Auswirkungen eines Amalgamverbotes auf Zahnärzt*innen, sowie auf Patient*innen dargestellt und analysiert. Weiters werden Materialien, die an Stelle von Amalgam als Kassenleistung in Frage kommen könnten, erörtert, beurteilt und ihre Funktionalität mit Amalgam verglichen.
Material und Methodik
Mittels PubMed, Google-Scholar, Google, online zugänglichen Richtlinien, sowie Bibliotheken und Onlinebibliotheken wurde eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt. Es wurde ein Überblick über die allgemeine Situation und eine exakte Analyse der Frage: „Können Amalgamalternativen Amalgam in zahnärztlichen Allgemeinpraxen ersetzen?“ durchgeführt.
Ergebnis
Das Ziel der Behandlung von Karies ist die Behebung des Defektes und das Verhindern des Wiederauftretens. Um dies zu erreichen sind folgende Punkte entscheidend: Randspaltbildung, Fluoridfreisetzung, pH-Beständigkeit, Farbstabilität, Adhäsion, Härte, Bruchfestigkeit und Lebensdauer. Es zeigt sich eine große Differenz bei den genannten Eigenschaften zwischen den Amalgamalternativen sowie im Vergleich zu Amalgam.
Diskussion
Im Falle des „Phase-outs“ im Jahr 2025 wird es durch die verkürzte Auslaufzeit zu einigen Herausforderungen kommen. Zahnärzt*innen müssten sich den neuen Gegebenheiten anpassen und im Umgang mit den Alternativen Erfahrung sammeln. Krankenkassen müssten umgehend einen Plan für die dadurch entstandenen zusätzlichen Kosten erstellen und können sich durch das eingeschränkte Zeitfenster schlechter adaptieren. Für die Patient*innen käme es dadurch zu einer Einschränkung der konservierenden Behandlungsoptionen und möglicherweise zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung. Einerseits würden insgesamt 208 Millionen Euro zusätzliche Kosten in der EU anfallen, andererseits käme es jedoch zu einer Reduktion des Quecksilberverbrauchs von 114,4 Tonnen. Bisher wurde kein optimales Amalgamersatzmaterial entdeckt. Mithilfe der noch sehr eingeschränkten Datenlage über die Eigenschaften der Ersatzmaterialien kann eine, an die Bedürfnisse der Patient*innen angepasste, Füllung eruiert werden. Um dieses Vorgehen zu optimieren, müssen künftig groß angelegte prospektive Langzeitstudien durchgeführt werden.
Konklusio
Amalgam gilt weiterhin trotz der Entwicklung neuer Alternativen als eines der besten Materialien für den Einsatz als Kassenfüllung. Bei der Wahl des alternativen Materials sollten die individuellen gesundheitlichen Situationen der Patient*innen, Allergien und die Materialeigenschaften miteinbezogen