Gewählte Publikation:
Ziegler, M.
Die zementierte Fixation der Dual Mobility Pfanne in eine bereits existierende stabile Pfanne während der Revision von Hüfttotalendoprothesen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 64
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Saraph Vinay
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund
Die „double socket“ Technik ist ein vielversprechendes Verfahren in der Revisionschirurgie der Hüfte, welches postoperativer Instabilität und Luxationen der Prothese entgegenwirken und der Notwendigkeit einer Minimierung der intraoperativen Belastung alter und gebrechlicher Patient*innen Rechnung tragen soll. Während die „double socket“ Technik bei Anwendung mit konventionellen Inlays aus Polyethylen oder gekoppelten Inlays mit hohen Luxationsraten von bis zu 22 bzw. 42 Prozent assoziiert ist, hat sich das Einzementieren eines Dual Mobility Cups (DMC) in eine präexistente, stabil fixierte Pfanne bisher als gute, funktionelle Option mit geringen Luxations- und Dislokationsraten erwiesen. Diese Arbeit soll die „double socket“ Technik mit DMCs evaluieren und über die klinischen und radiologischen Ergebnisse sowie die intraoperative Belastung berichten.
Material und Methode
Im Rahmen einer retrospektiven Datenerhebung wurden 17 Patient*innen analysiert, welche sich zwischen 2018 und 2022 am Standort Stolzalpe des LKH Murtals einer Hüft-Revisionsoperation mit Einzementieren eines DMCs in eine vorbestehende, stabil fixierte Hüftpfanne im Sinne einer „double socket“ Technik unterzogen hatten. Eine Patientin wurde aufgrund einer traumatischen periprothetischen Fraktur ausgeschlossen. Zur Ermittlung des klinischen und funktionellen Outcomes wurden Röntgen-Aufnahmen sowie klinische Untersuchungen verwendet. Der Harris Hip Score (HHS) wurde verwendet, um auf die patient*innenbezogenen Ergebnisse rückschließen zu können. Hauptzielgröße war die Anzahl der beobachteten Luxationen der DMC-Prothese im Rahmen des Follow-ups. Nebenzielgrößen waren die Anzahl der Reoperationen und Lockerungen des zementierten Konstruktes, die Operationszeit sowie der postoperative Hämoglobinabfall. Die Survival-Analyse wurde mithilfe der Kaplan-Meier-Methode durchgeführt.
Ergebnisse
Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 382 ± 357 (23 – 1218) Tagen verbesserte sich der präoperative HHS von durchschnittlich 32,1 ± 19,9 (4 - 68) signifikant auf einen durchschnittlichen postoperativ erhobenen HHS von 65,4 ±14,9 (39 – 94) (p < ,001). Zum Zeitpunkt der Operation betrug das durchschnittliche Alter der Patient*innen 74,76 (53,25 – 93,71) Jahre. Die Operationszeit der Revisions-OP lag im Durchschnitt bei 179,3 ± 69,3 (82,1 – 303,2) Minuten und der durchschnittliche postoperative Hämoglobin-Abfall betrug 2,43 ± 1,78 (-1,00 – 5,84) g/dl. Es traten keinerlei Dislokationen oder Dissoziationen des DMC-Konstruktes oder aseptische Lockerungen der Metallpfanne auf. Des Weiteren kam es zu keinen Reoperationen oder Re-Revisionen des Konstrukts.
Schlussfolgerungen
Die „double socket“ Technik mit Einzementieren eines DMCs in eine vorbestehende, stabile Metallpfanne erscheint als sicheres Revisionsverfahren in der Hüftchirurgie, vor allem bei einer potenziellen Instabilität. Der Wechsel der gut implantierten Metallpfanne wird vermieden, dadurch wird das Operationsrisiko gesenkt. Vor allem ältere und vorerkrankte Patient*innen scheinen von dieser Reduktion der intraoperativen Belastung zu profitieren. Die Luxationsrate wirkt reduziert im Vergleich zu einem isolierten Inlay-Wechsel oder einer „double socket“ Technik mit konventionellen oder gekoppelten Inlays. Weitere, prospektive Studien mit längerem Follow-up werden benötigt, um diese guten ersten Ergebnisse zu überprüfen.