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Owsianka, N.
R/S-Overlap in den EKG-Brustwandableitungen und das Katz-Wachtel-Phänomen im Kindes- und Jugendalter – eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 156
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Koestenberger Martin
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Kurath-Koller Stefan
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Viele Kinder und Jugendliche weisen in den Brustwandableitungen V1 bis V6 einen Overlap der R- und S-Zacken auf. In den 1960er Jahren wurde das Katz-Wachtel-Phänomen beschrieben, welches hohe R- und S-Zacken > 50 mm als EKG-Merkmal bei biventrikulärer Herzhypertrophie auszeichnet. Ziel dieser Arbeit ist es, einen möglichen Zusammenhang zwischen einem R/S Overlap und Herzhypertrophie zu untersuchen sowie die gemessenen EKG-Werte auf mögliche Herzhypertrophie-Merkmale zu analysieren.
Methode: Insgesamt wurden 800 Patientinnen und Patienten im Alter von 0 bis 18 Jahren, die zwischen 2016 und 2022 ambulant an der Abteilung für Kinderkardiologie der Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde in Graz behandelt wurden, in die Studie aufgenommen. Mithilfe von Medocs wurden 500 Kinder und Jugendliche mit einem Overlap sowie 300 Studienteilnehmende ohne einem Overlap in den Brustwandableitungen V1 bis V6 ermittelt. Weiters wurden die Befunde der Echokardiografie auf Anzeichen von Herzhypertrophie untersucht. Bei Patientinnen und Patienten mit mindestens einem R/S Overlap wurden zusätzlich EKG-Messwerte (P-Welle, PQ-Zeit, QRS-Komplex, QT-Zeit, QTc-Zeit nach Wernicke, Amplituden der R- und S-Zacken in den Brustwandableitungen, R/S Ratio) manuell aus dem EKG ermittelt. Weitere Daten wie Alter, Gewicht, Körpergröße und EKG-Datum wurden erhoben und alle gesammelten Daten in einer Excel-Tabelle dokumentiert. Mithilfe von SPSS wurden die Messungen statistisch ausgewertet. Zur Überprüfung auf einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den R/S Overlaps und der Herzhypertrophie wurden Chi-Quadrat-Tests mit einem Konfidenzintervall von 95% durchgeführt. Die Stärke des Zusammenhanges wurde mithilfe von Phi- und Cramer-V-Wert ermittelt.
Ergebnisse: Von den 500 Kindern und Jugendlichen mit einem R/S Overlap hatten 20 eine echokardiografisch bestätigte Herzhypertrophie, während von den 300 Patientinnen und Patienten ohne R/S Overlap nur drei eine Herzhypertrophie aufwiesen. Die Prävalenz einer Herzhypertrophie beträgt bei Vorliegen eines R/S Overlaps 4% und ohne Überlappung 1%. Die Sensitivität für Herzhypertrophie bei Vorhandensein eines beliebigen R/S Overlaps liegt bei 87%, die Spezifität bei 38%. Ein R/S Overlap in den Ableitungen V1/V2 (89,38%) oder V5/V6 (92,92%) zeigt eine hohe Spezifität, während in der Ableitung V2/V3 mit 80% eine hohe Sensitivität beobachtet werden konnte. Ein statistisch signifikanter, jedoch schwacher Zusammenhang zwischen dem Auftreten eines R/S Overlaps in den Brustwandableitungen V1 bis V6 und der Herzhypertrophie wurde mit einem p-Wert > 0,05 in allen Chi-Quadrat-Tests festgestellt. In beiden Gruppen (mit und ohne Herzhypertrophie) gibt es hinsichtlich der Häufigkeit von Overlaps in den Ableitungen V1/V2, V3/V4 und V5/V6 keine Abweichungen, wobei die meisten Overlaps in den Ableitungen V3/V4 festgestellt wurden. Kinder mit Herzhypertrophie zeigten in den Ableitungen V2/V3 und V4/V5 mehr Overlaps als die Vergleichsgruppe. Die Mittelwerte der R/S Ratios sind bei Säuglingen im Alter von 0 bis 12 Monaten in beiden Gruppen erhöht. In den anderen Altersgruppen liegen die Mittelwerte unabhängig von der Herzhypertrophie im Normbereich, allerdings weisen junge Kinder mit Herzhypertrophie deutlich höhere und ältere Kinder deutlich niedrigere R/S Ratio-Werte im Vergleich zur Vergleichsgruppe auf. Die Summen der Amplituden der sich überschneidenden R- und S-Zacken sind in den Ableitungen V2/V3 und V3/V4 bei Kindern mit Herzhypertrophie niedriger und in V4/V5 und V5/V6 höher als in der Vergleichsgruppe. Die Mittelwerte der S-Zacken sind in den Ableitungen V5 und V6 in beiden Gruppen (mit und ohne Herzhypertrophie) geringer als 0,70 cm, ausgenommen bei allen Säuglingen in V5 und Säuglingen mit hypertrophierten Ventrikeln in V6. In der Studie wurden insgesamt zwei Kinder mit einer biventrikulären Herzhypertrophie identifiziert, von denen keines die Katz-Wachtel-Kriterien erfüllte. Fünf männliche