Gewählte Publikation:
Holzerbauer, A.
Analyse der Häufigkeit von Nicht- Kontakt- Verletzungen der unteren Extremität in Abhängigkeit von Fähigkeiten in Maximalkraft, Sprungkraft und dynamischem Gleichgewicht - Lässt sich anhand ausgewählter Tests das Risiko für zukünftige Verletzungen bestimmen?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 82
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schober Peter
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Windhaber Jana Maria
- Altmetrics:
- Abstract:
- Verletzungen stellen ein großes und häufiges Problem im Sport dar. Trotz umfangreicher bis dato durchgeführter Forschungsarbeit gibt es bis heute keine eindeutigen, generellen Empfehlungen für bestimmte Parameter oder Screeningverfahren zur Identifikation von Sportlerinnen und Sportlern mit erhöhtem Verletzungsrisiko. Diesbezüglich wurde im Rahmen dieser Pilotstudie eine Testbatterie entwickelt, um Defizite in den motorischen Grundeigenschaften dynamisches Gleichgewicht, Maximalkraft und Sprungkraft festzustellen. Durchgeführt wurden der Y- Balance- Test (YBT), isometrische Maximalkraftmessungen des Musculus quadriceps femoris und der ischiocruralen Muskulatur sowie der Single Hop for distance und der Cross Hop for distance. An der Studie nahmen 156 Sportlerinnen und Sportler aus den Sportarten Schi Alpin, Handball und Fußball teil. Weiters erfolgte im Rahmen der Durchführung der Tests eine ausführliche Verletzungsanamnese der letzten 12 Monate (zur retrospektiven Analyse). Für die Studie waren Nichtkontaktverletzungen der unteren Extremität von Relevanz. Von 45 Sportlerinnen und Sportlern wurde zudem nach einem Jahr eine weitere anamnestische Erhebung entsprechender Verletzungen durchgeführt (zur prospektiven Analyse).
Die Leistungsparameter der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden einerseits zur Etablierung von Normwerten herangezogen. Andererseits erfolgte anhand von in der Literatur definierten Cutoff- Werten eine Einteilung in zwei Gruppen. Gruppe A repräsentierte jene Sportlerinnen und Sportler, welche die Cutoff- Werte erreichten, Gruppe B repräsentierte jene, welche die Cutoff- Werte nicht erreichen konnten. Folgende Parameter und Cutoff- Werte wurden für die Gruppeneinteilung herangezogen:
1.YBT anteriore Asymmetrie: Gruppe A < 4cm; Gruppe B ≥ 4cm
2.YBT Composite Score: Gruppe A > 94%; Gruppe B ≤ 94%
3.LSI der Maximalkraftmessungen und Hop- Tests: Gruppe A ≥ 90%; Gruppe B < 90%
Um nun festzustellen, ob die Zugehörigkeit zur Gruppe B mit einem höheren Risiko für Verletzungen verbunden ist, wurde zunächst ein Vergleich der Mittelwerte beider Gruppen durchgeführt. Es zeigten sich, mit Ausnahme des Cross Hop for distance bei den Mädchen, keine signifikanten Unterschiede in den Durchschnittswerten zwischen den Gruppen A und B. Weiters erfolgte die Analyse des Zusammenhanges zwischen höheren Seitenasymmetrien bzw. schlechterem Gesamtscore des YBT und Verletzungen. In der retrospektiven Analyse zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang mit Nichtkontaktverletzungen der vergangenen 12 Monate. In der prospektiven Analyse zeigte sich lediglich für den Single Hop for distance ein signifikanter Zusammenhang mit Nichtkontaktverletzungen der folgenden 12 Monate.
Zusammenfassend kann auch anhand dieser Pilotstudie keine eindeutige Empfehlung für eine Testbatterie bzw. bestimmte Parameter zur Identifikation von Sportlerinnen und Sportlern mit erhöhtem Verletzungsrisiko gegeben werden. Die anteriore Asymmetrie des YBT, der Composite Score des YBT, der LSI der Maximalkraftmessungen des Musculus quadriceps femoris und der ischiocruralen Muskulatur sowie der LSI des Cross Hop for distance können somit in dieser Studienpopulation nicht als Screeningverfahren für Verletzungen herangezogen werden. Einzig Seitendifferenzen im Single Hop for distance > 10% zeigten einen signifikanten Zusammenhang mit folgenden Nichtkontaktverletzungen der unteren Extremität. Aufgrund der geringen Fallzahlen ist es jedoch in weiterer Folge notwendig, diese Erkenntnis in weiterführenden Studien genauer zu überprüfen.