Gewählte Publikation:
Schwarz, N.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Long COVID
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 41
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Foris Vasile
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Olschewski Horst
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: COVID-19 ist eine Ende 2019 erstmals aufgetretene, durch SARS-CoV-2 ausgelöste Viruserkrankung, die potenziell viele Organsysteme betreffen kann, jedoch die höchste Mortalität durch eine schwere Pneumonie erzielte. In einigen Fällen kam es zu einer Persistenz der dadurch ausgelösten Symptome (Long COVID). An der Klinischen Abteilung für Lungenkrankheiten in Kooperation mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Lungengefäßforschung wurde eine Studie durchgeführt, bei der Patientinnen und Patienten mit Long COVID eingeladen und untersucht wurden. Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Probandinnen und Probanden festzustellen sind.
Methoden: Eingeladen wurden Personen mit einem Mindestalter von 18 Jahren, welche auch 2 - 10 Monate nach einer durchgemachten schweren COVID-19-Pneumonie noch immer Symptome hatten. Des Weiteren mussten die Personen aufgrund der COVID-Pneumonie in stationärer Behandlung gewesen sein und für mindestens 24 Stunden eine Sauerstofftherapie benötigt haben. Ausgeschlossen wurden Personen, die an schweren Vorerkrankungen von Herz oder Lunge litten. Alle Personen wurden hinsichtlich ihrer körperlichen Merkmale, Lungenfunktion, DLCO, arteriellen Blutgase, Vitalparametern und ihres Blutbilds untersucht und bezüglich ihres subjektiven Gesundheitszustands befragt. Zusätzlich wurden sie einem 6-Minuten-Gehtest unterzogen. Diese Daten wurden statistisch hinsichtlich Unterschiede zwischen den eingeschlossenen Frauen und Männern analysiert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 52 Personen eingeschlossen, davon 14 Frauen und 38 Männer. Zwei Männer wurden aus der Studie ausgeschlossen, da sie keine Sauerstofftherapie erhalten hatten bzw. nicht stationär behandelt worden waren. Wir stellten signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Art der persistierenden Beschwerden, des 6-Minuten-Gehtests, der inspiratorischen Vitalkapazität, des Residualvolumens, des Atemwegswiderstands, der alveolar-arteriellen Sauerstoffpartialdruckdifferenz sowie der Erythrozytenverteilungsbreite fest. Frauen berichteten vermehrt von Müdigkeit, Schlafstörungen, Herzrasen und Atemnot sowohl in Ruhe als auch bei Belastung, während Männer häufiger Husten angaben. Bei den Frauen war die Herzfrequenz am Ende des Gehtests um rund 11 Schläge pro Minute höher als bei den Männern (p = 0,032) und legten bei diesem Test eine ca. 15 % geringere Distanz zurück (p = 0,009). Die VCIN war bei den Frauen im Vergleich zu den Männern signifikant erhöht (112 % gegen 101 %, p = 0,027). Das RV war bei den Frauen im Vergleich zu den Männern oberhalb des Sollwerts (111 % gegen 96 %, p = 0,039). Der RTOT war bei den Frauen im Vergleich zu den Männern signifikant erhöht (105 % gegen 65 %, p = 0,001). Die AaDO2 der Frauen war rund 28 % größer als die der Männer (p = 0,013). Die RDW-CV war bei den Frauen signifikant höher als bei den Männern (14,6 % gegen 13,0 %, p = 0,001). Erhöhte D-Dimer-Werte oberhalb des Normbereichs wurden bei 43 % der Frauen und 28 % der Männer festgestellt, wobei jedoch kein signifikanter Unterschied bestand.
Diskussion: Wenn man die geschlechtsspezifischen Unterschiede zusammenfasst, so sei primär erwähnt, dass die Frauen, im Vergleich zu den Männern, signifikant mehr und verschiedene Symptome angaben, obwohl der Lungenfunktionstest weder bei Männern noch bei Frauen eine relevante Zahl pathologischer Ergebnisse lieferte. Der einzige objektivierbare Unterschied betraf den 6-Minuten-Gehtest, in dem der körperliche Fitnesslevel der Frauen unterhalb dem der Männer lag. Zusätzlich könnte der pulmonale Gasaustausch der Frauen anhand der AaDO2, im Vergleich zu den Männern, eingeschränkt gewesen sein und somit zur vermehrten Symptomatik bei den Frauen beigetragen haben. Interessanterweise waren VCIN, RV und RTOT bei den Frauen im Vergleich zu den Männern erhöht. Es konnte jedoch keine klinische Beziehung zu diesen unerwarteten Befunden hergestellt werden. Weiters zeigte