Gewählte Publikation:
Haentschel, E.
Präexistenter Diabetes Mellitus und psychische Belastung in Hinblick auf Komplikationen in der Schwangerschaft
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp.
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Treiber Gerlies
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Vajda Christian
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Präexistenter Diabetes ist bei Risikoschwangerschaften zunehmend vertreten, aufgrund besserem Glukose- und Therapiemanagements und somit möglichen Schwangerschaften bei Typ 1, als auch steigender Inzidenz bei jungen gebärfähigen Typ 2 Diabetikerinnen. Maternale und fetale Komplikationsraten sind höher im Vergleich zu Schwangerschaften ohne Risikofaktoren trotz verbesserter Therapiemöglichkeiten und stellen für werdende Mütter eine psychische Belastung dar aufgrund des hormonell erschwerten Blutzuckermanagements in der Schwangerschaft als auch den möglichen Komplikationen und diabetesbedingen Spätfolgen für sich selbst und das noch ungeborene Kind. Auch die Prävalenz der Depression- und Angststörung ist steigend, als auch doppelt so hoch bei Personen mit Diabetes im Vergleich zu Personen ohne Vorerkrankungen. Ziel dieser Arbeit war es die Komplikationsraten von Schwangerschaften mit präexistentem Diabetes der letzten 10 Jahre zu erheben und mittels Pilot - Fragebogenstudie die psychische Belastung zu beurteilen.
Material und Methoden: In einer retrospektiven Datenerhebung wurden die Verläufe und Komplikationsraten von 191 Schwangerschaften mit präexistentem Typ 1 oder Typ 2 Diabetes im Zeitraum von 2010 bis 2019 analysiert. In einer prospektiven Pilot - Fragebogenstudie im Zeitraum von 2019 bis 2020 wurden 20 Schwangere zu ihrer psychischen Belastung befragt und deren Schwangerschaftsverlauf erhoben.
Ergebnisse: Die Anzahl der Schwangerschaften mit vorbestehendem Diabetes ist deutlich gestiegen. Trotz neuer Therapietechnologien mit vermehrten Einsatz sind die maternalen und fetalen Komplikationsraten in den letzten 10 Jahren konstant geblieben mit rund 50%. Sowohl Typ 1 als auch Typ 2 Diabetes zeigen ähnliche Komplikationsraten. Die Teilnahme an präkonzeptionellen Beratungen ist deutlich gesunken von 53% auf 29%. Im Rahmen der Befragungen zeigte sich bei Typ 1 und Typ 2 Diabetikerinnen gleichermaßen, als auch unabhängig der erzielten Depressions-, Angst-, und Stress-Scores, dass die Schwangerschaft im Rahmen der Diabeteserkrankung eine erhöhte psychische Belastung darstellt, und eine ambulante Beratung bei psychischer Belastung an unserer Diabetesambulanz gewünscht wird.
Schlussfolgerung: Die Optimierung von Teilnahmen an präkonzeptionellen Beratungen könnte eine verbesserte Blutzuckerkontrolle vor und während der Schwangerschaft und somit eine Reduktion der maternalen und fetalen Komplikationen ermöglichen. Ein regelmäßiges Screening des psychosozialen Status als auch Angebot einer ambulanten Beratung im Rahmen der Kontrolluntersuchungen kann ein verbessertes klinisches und psychisches Outcome für Mutter und Kind erzielen.