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Gewählte Publikation:

Hobl, L.
Die Qualität von Reanimationsmaßnahmen am Notarztstützpunkt des LKH-Universitätsklinikums Graz - eine retrospektive, computergestützte Betrachtung von Gerätedaten
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 95 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Orlob Simon
Prause Gerhard
Altmetrics:

Abstract:
Der plötzliche Herzkreislaufstillstand ist der zeitdringlichste medizinischer Notfall, da nach wenigen Minuten ohne Reanimationsmaßnahmen irreversible Zellschäden auftreten. In Europa ist der plötzliche Herzkreislaufstillstand die dritt häufigste Todesursache bei Erwachsenen. Die Inzidenz des plötzlichen Herzkreislaufstillstandes außerhalb des Krankenhauses liegt bei 89 pro 100.000 Einwohner*innen. Die Qualität der durchgeführten Reanimationsmaßnahmen, insbesondere der Thoraxkompressionen (Teil der Cardiopulmonale Reanimation – CPR), ist maßgeblich für ein günstiges Ergebnis. Die Qualität kann anhand Daten, die während der CPR vom Defibrillator aufgezeichnet werden, beurteilt werden. Am Standort der Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) des Universitätsklinikum Graz werden diese Daten automatisch aufgezeichnet. Bisher ist jedoch eine routinemäßige Auswertung dieser Daten und deren Verwendung in Studien nicht möglich. Daher stellt sich die Herausforderung, diese Daten benutzungsfreundlich zugänglich zu machen, um sie für das Qualitätsmanagement und Forschungsarbeiten nutzbar zu machen. Ziel dieser Arbeit ist die Implementierung einer graphischen Oberfläche zur Steuerung einer Datenbank, anhand welcher die Speicherung, Auswertung und Vorselektion von präklinischen Reanimationsdaten möglich ist. Dazu sollen Algorithmen implementiert werden, die Thoraxkompressionen anhand der Thoraximpedanz und Beatmungen mittels Kapnographiesignal erkennen. Eine SQL-Datenbank mit 522 Reanimationsfällen wurde erfolgreich aufgesetzt und kann über eine grafische Benutzeroberfläche gesteuert werden. Darüber können Fälle nach dem Vorhandensein von bestimmten Signalen gefiltert werden und für einzelne Fälle können die Signale grafisch dargestellt werden. Von den 522 Fällen wurden nur 425 in die Datenbank importiert und 97 automatisch aussortiert, da sie keine oder keine relevanten Impedanzsignale enthielten. Aus diesen 425 Fällen wurden Kenngrößen für die CPR-Qualität bestimmt. Die mittlere Thoraxkompressionsrate der Fälle lag bei 116,3 ± 9,1 Kompressionen pro Minute und damit im Zielbereich zwischen 90–120. In 31% der Fälle wurde eine zu hohe Rate festgestellt. Der Median für die Thoraxkompressionen pro Minute bezogen auf die gesamte Reanimationsdauer lag bei 99,2 ([89,4 – 106,7]) und der Anteil an Minuten ohne adäquater mittlerer Thoraxkompressionsrate bei 29,2 ([6,2; 60,4]) %. Die mittlere Beatmungsfrequenz aller Fälle mit Kapnographiesignal (150 Fälle) lag bei 13,5 ± 3,6 Beatmungen pro Minute und damit innerhalb des Zielbereichs von maximal 15 Beatmungen. Jedoch wurde in 34% der Fälle eine Beatmung mit zu hoher Beatmungsfrequenz durchgeführt. Der Anteil an Minuten mit Hyperventilation betrug im Median 24,0 [5,6 - 48,6] % und der Anteil an Minuten ohne Beatmung lag im Median bei 6,2 [2,0 - 16,6] %. Die kumulierte Pausenzeit betrug im Median 117,7 [53,0; 280,7] Sekunden und der Anteil der Pausenzeit an der gesamten Reanimationsdauer lag im Median bei 13,1 [8,2 - 21,9] %. Diese Arbeit zeigt, dass sich eine systematische und automatisierte Auswertung von Defibrillatoraufzeichnungen zur Beurteilung der Reanimationsqualität eignet. Die Bestimmung der Kenngrößen ergab plausible Ergebnisse und deckt sich mit Ergebnissen in Vorarbeiten an der Medizinischen Universität Graz, die noch händisch an signifikant kleineren Datensets durchgeführt wurden.

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