Gewählte Publikation:
Tauchner, M.
Überversorgung im Bereich der niedergelassenen Allgemeinmedizin in Österreich - wichtigste Maßnahmen und Möglichkeiten der Reduktion
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 56
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
-
Spary-Kainz Ulrike
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: In dieser Arbeit wurde der Frage der Überversorgung aus Sicht der niedergelassenen österreichischen Allgemeinmediziner*innen nachgegangen. Dabei versteht man unter Überversorgung medizinische Leistungen, die nicht indiziert sind oder keinen gesicherten Nutzen für die Patient*innen haben.
Methode: Es wurden zwei offene Fragen als Teil eines Online-Fragebogens an sämtliche (insgesamt 4001) österreichische allgemeinmedizinische Ordinationen gesendet, deren Kontaktdaten im Internet frei zugänglich waren. Es erfolgte eine qualitative Auswertung der beiden offenen Fragen. In der ersten Frage wurde nach den wichtigsten überversorgenden und überdiagnostizierenden Maßnahmen im österreichischen Gesundheitssystem gefragt. Diese Frage wurde induktiv ausgewertet, indem die Antworten kategorisiert und dementsprechend zugeordnet wurden. Die zweite Frage behandelte die wichtigsten Maßnahmen, die helfen würden, um Überversorgung zu reduzieren. Diese Frage wurde deduktiv, angelehnt an das „Behaviour Change Wheel“, ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt wurde der Fragebogen von 331 Allgemeinmediziner*innen beantwortet. Der Großteil der Teilnehmer*innen war zwischen 40 und 49, bzw. 50-59 Jahre alt, wobei die Verteilung weiblich-männlich annähernd gleich groß war. Die erste Frage wurde 134-mal beantwortet. Den folgenden fünf Oberkategorien konnten die meisten Antworten zugeordnet werden: „Bildgebende Maßnahmen“ erhielt insgesamt 80 Antworten und wurde am häufigsten genannt. Darauf folgten die Kategorien „Labor“ mit 44 und „Medikamente“ mit 32 Nennungen. Der Oberkategorie „Untersuchungen“ konnten 29 Antworten zugeordnet werden und der Kategorie „Freier Zugang zu medizinischen Maßnahmen“ 19.
Die zweite Frage wurde insgesamt 129-mal beantwortet. Folgenden Kategorien konnten die meisten Antworten zugeordnet werden; „Bildung“ wurde 31-mal, „Befähigung“ 26-mal und „Leitlinien“ 25-mal. „Kommunikation/Marketing“ 23-mal und „Ausbildung“ 15-mal genannt.
Diskussion: Die in der Befragung genannten überversorgenden Maßnahmen ähneln den aus der Literatur bekannten Ergebnissen aus früheren Erhebungen in verschiedenen Ländern, so wurden auch dort häufig bildgebende Verfahren, wie auch Laboruntersuchungen genannt. Auch bei den aus Sicht der österreichischen Allgemeinmediziner*innen hilfreichen Maßnahmen zur Reduktion von Überversorgung finden sich in der durchgeführten Befragung ähnliche Ansätze, wie in anderen Ländern, wenngleich auch unterschiedliche Herangehensweisen zu erkennen sind. In der österreichischen Befragung wurden als die wichtigsten Maßnahmen die Bildung und die Befähigung gesehen. Im Gegensatz zu den USA, wo finanzielle Gründe als starker Faktor für überversorgende Maßnahmen angeführt wurden, war dieser Punkt in unserer Befragung kein Thema. In diesen Ergebnissen spiegeln sich auch die verschiedenen Gesundheitssysteme wider und so braucht es in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Gesundheitssystemen unterschiedliche Ansätze, um eine Veränderung der Verhaltensweisen in Bezug auf Überversorgung zu bewirken.