Gewählte Publikation:
Irmler, L.
Anaphylaktische Reaktion vom Soforttyp auf die COVID-19 Impfung
mittels prospektiver Erhebungsstudie und retrospektiver Datenerfassung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 89
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kränke Birger
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Teufelberger Andrea Renate
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Anaphylaxie ist ein Krankheitsbild, welches im schlimmsten Fall tödlich enden kann. In den meisten Fällen tritt sie als sogenannte Hypersensitivitätsreaktion vom Soforttyp (HSR) direkt nach dem auslösenden Ereignis auf. Auslöser können unter anderem Medikamente oder deren Bestandteile, wie zum Beispiel Polyethylenglykol (PEG), sein. Im Jahr 2021 wurden bei einer großen Anzahl an verabreichten COVID-19 Impfdosen 0,2 % (USA) anaphylaktische/allergische Reaktionen verzeichnet, wovon ein geringer Anteil der Fälle als Anaphylaxie bezeichnet wurde. Von diesen Fällen wurden 90 % dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Zielsetzung der vorgelegten Studie ist, PatientInnen, welche eine HSR auf die COVID-19 Impfung und/oder auf Arzneimittel erlitten hatten, genauer zu charakterisieren, um etwaige Auffälligkeiten/Beobachtungsresultate auch in Folgestudien im Detail untersuchen zu können.
Methoden: Das PatientInnenkollektiv der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie Graz (Allergieambulanz) umfasst PatientInnen mit einer HSR auf die COVID-19 Impfung und/oder auf Arzneimittel, welche teilweise gleiche Inhaltsstoffe (Hilfsstoffe) wie die COVID-19 Impfstoffe beinhalten. Im Rahmen dieser Studie wurde nach Genehmigung durch die lokale Ethikkommission und telefonische Kontaktaufnahmen ein selbst erstellter Fragebogen an all jene PatientInnen ausgeschickt, welche sich bereit erklärten, diesen auszufüllen. Die Studienpopulation wurde für die Auswertung in drei Gruppen unterteilt:
(mit HSR auf Medikamente, und ohne HSR auf die COVID-19 Impfung ((med ana+ impf ana-)) mit HSR auf Medikamente, und mit HSR auf die COVID-19 Impfung ((med ana + impf ana+)) und ohne HSR auf Medikamente, und mit HSR auf die COVID-19 Impfung ((med ana- impf ana+)). Klinische Daten (z.B. Allergietests), welche in der Allergieambulanz im Zeitraum von 22.3.2021 bis 6.4.2022 gesammelt worden waren, wurden zur ergänzenden, retrospektiven Datenanalyse herangezogen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 36 Fragebögen ausgewertet. Über 90 % der Personen dieser Studienpopulation waren weiblich. Die ProbandInnen der Gruppe med ana+ impf ana- ließen sich auch nach den Allergietestungen nicht gegen COVID-19 impfen. Die Mehrheit der ProbandInnen nahm erst nach dem Besuch an der Allergieambulanz Antihistaminika oder andere Pharmaka als Prämedikation für die COVID-19 Impfung ein. Die HSR auf die Teilimpfung(en) mit Prämedikation durch ein Antihistaminikum zeigten eine verminderte Intensität der (erneuten) HSR auf die Impfung, jedoch konnten Antihistaminika die HSR nicht in allen Fällen verhindern. Die Mehrheit der PatientInnen hat bereits vor der COVID-19 Impfung mindestens eine HSR auf andere - teilweise mehrere verschiedene – Auslöser neben pegylierten Arzneimitteln erlebt. Die Impfbereitschaft im eigenen PatientInnenkollektiv sich erneut impfen zu lassen war gering. Dies ließ sich in den meisten Fällen auf die Angst vor einer (erneuten) HSR zurückführen. Die meisten Allergietestungen fielen bei diesen PatientInnen negativ aus.
Diskussion: Aufgrund der Charakterisierung der (allerdings verhältnismäßig kleinen) Patientenkohorte lässt sich bislang Folgendes festhalten: (i) Angst der PatientInnen vor einer weiteren HSR sollte einen höheren Stellenwert erhalten; (ii) eine Prämedikation mit einem Antihistaminikum ist auf alle Fälle zu empfehlen, es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die HSR nicht zwangsläufig komplett verhindert werden kann; (iii) negative Intrakutantests mit PEG bedeuten nicht, dass es zukünftig keine HSR auf die COVID-19 Impfung geben wird, und diese könnten deshalb ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln; (iv) Frauen sind, wie auch in vorangegangen Studien festgestellt, öfter von einer HSR nach einer COVID-19 Impfung betroffen als Männer. Eine Erweiterung der Studienkohorte auf weiteren Zentren sowie die Identifikation potentieller physiologischer Hintergründe, warum Frauen öfter betroffen sind als Männer, sind mögliche zielführende Fragestellungen fü