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Gewählte Publikation:

Ganghofer, B.
Die Rolle des glutamatergen Systems in der Pathophysiologie und Therapie affektiver Störungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 76 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Farzi Aitak
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Affektive Erkrankungen spielen in unserer Gesellschaft eine immer größer werdende Rolle. Insbesondere die Prävalenz der Depression nimmt stetig zu. Diese führt einerseits zu einem enormen Leidensdruck bei den Betroffenen, andererseits auch zu einer großen Belastung des Gesundheitssystems. Damit einher geht oft ein erhöhtes Suizidrisiko bei den Erkrankten. Trotz der gravierenden Relevanz der Depression und anderer affektiver Störungen, ist die genaue Pathophysiologie dieser Erkrankungen nicht im Detail verstanden. Der Zusammenhang mit dem serotonergen System wurde in der Forschung schon vor längerer Zeit erkannt, wobei nun auch zunehmend das glutamaterge System in den Fokus neuester wissenschaftlicher Theorien rückt. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft auch für die Therapie völlig neue Möglichkeiten eröffnen, welche weit über die bisher genutzten Wirkstoffe hinausgehen könnten. Ziel: Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Pathophysiologie der affektiven Störungen und hierbei insbesondere der Depression anhand der aktuellen Literatur, darzustellen. Wobei der Fokus hierbei vor allem auf der Rolle des glutamatergen Systems (NMDA- und AMPA-Rezeptoren) liegen soll. Jedoch wird im Zuge dessen auch das serotonerge System betrachtet. Des Weiteren soll auf die Therapie dieser Erkrankungen, in Anbetracht der pathophysiologischen Erkenntnisse eingegangen werden und diese anhand einer Zusammenfassung der derzeitigen Studienlage aufgearbeitet werden. Ergebnisse: Zahlreiche Studien konnten einen Einfluss glutamaterger Prozesse auf die Stimmung und die Entwicklung von Depressionen nachweisen. Insbesondere die Relevanz der verschiedenen Subtypen der Glutamatrezeptoren und ihr gegenseitiger Einfluss, sowie ihre Wirkung auf das gesamte Neurotransmittersystem, konnten aufgezeigt werden. Pharmakologisch wurde vor allem die signifikante positive Wirksamkeit von Ketamin und seinen Enantiomeren festgestellt. Außerdem konnten diverse Studien auch für einige andere Wirkstoffe, welche das glutamaterge System beeinflussen, antidepressive Effekte nachweisen. Jedoch müssen bei vielen dieser Medikamente, bis zu einer möglichen offiziellen Zulassung noch weitere Studien bezüglich Wirksamkeit, Verträglichkeit und potenziellen Nebenwirkungen durchgeführt werden. Konklusion: Die Pathophysiologie affektiver Störungen, wie der Depression, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer nicht allumfassend verstanden. Es lassen sich jedoch deutliche Hinweise finden, dass das glutamaterge Neurotransmittersystem hierbei eine vordergründige Rolle spielt. Diese Erkenntnisse öffnen die Tür für zahlreiche neue Therapieansätze, wovon derzeit in erster Linie Ketamin im klinischen Alltag Verwendung findet. Für die Entdeckung und Zulassung neuartiger pharmakologischer Optionen ist es unbedingt erforderlich, zukünftig weitere Forschung in diese Richtung zu investieren.

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