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Obergottsberger, L.
Rezidivrisiko und Mortalität im Langzeitverlauf intrazerebraler Blutungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2024. pp. 76
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Fandler-Höfler Simon
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- Abstract:
- Einleitung: Dem Auftreten von spontanen intrazerebralen Blutungen (ICH) liegen verschiedene Ätiologien zugrunde, wobei die meisten durch zerebrale Mikroangiopathien verursacht werden. Nach einer intrazerebralen Blutung ist das Risiko von Rezidiven deutlich erhöht – eine individuelle Risikoabschätzung ist entscheidend, um die Prognose adäquat einzuschätzen und Entscheidungen hinsichtlich der Verordnung antithrombotischer Therapien zu treffen. Die vorliegende Arbeit setzt sich daher das Ziel, die Zusammenhänge zwischen klinischen Parametern, Bildgebung und dem Rezidivrisiko intrazerebraler Blutungen zu untersuchen. Zudem wird die Auswirkung dieser Parameter auf die Langzeitmortaltität untersucht.
Methoden: Über eine Datenbankabfrage identifizierten wir alle Patient*innen, welche zwischen 01.01.2008 und 31.12.2021 an der Universitätsklinik für Neurologie Graz aufgrund einer spontanen intrazerebralen Blutung behandelt wurden. Neben demographisch und klinischen Daten wurde das Auftreten von Outcomeereignissen (Rezidivblutungen sowie Mortalität) mittels elektronischer Patient*innenakten erhoben. Die anatomische Lokalisation der Hirnblutungen und Charakteristika der intrazerebralen Blutungen (wie z.B. finger-like-projections und begleitenden Subarachnoidalblutungen) wurden in den durchgeführten CT-Untersuchungen festgestellt. Mittels Cox-Regressionsanalyse wurden mögliche Prädiktoren von Outcomeereignissen untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 1303 Patient*innen in diese Studie eingeschlossen werden. Ihr Altersdurchschnitt lag bei 70,3 Jahren (Standardabweichung: 14,5 Jahre), 48,3% waren weiblich. Die häufigsten Blutungslokalisationen waren die Stammganglien (40%) sowie lobär (39.1%). Bei 95 (7,3%) der Patient*innen trat im Beobachtungszeitraum von median 2,5 Jahren (IQR = 7 Jahre) zumindest eine Rezidivblutung auf. Ein erhöhtes Risiko für eine Rezidivblutung zeigte sich bei lobärer Lokalisation der Blutung (Odds Ratio 1.87, 95% Konfidenzintervall 1.51-2.31, p < .001) sowie bei begleitender Subarachnoidalblutung (Odds Ratio 3.44, 95% Konfidenzintervall 2.23-5.32, p < .001). Patient*innen mit einer lobären ICH, die die Edinburgh-Kriterien für eine wahrscheinliche zerebrale Amyloidangiopathie (CAA) erfüllten, hatten ebenfalls ein erhöhtes Rezidivrisiko (Odds Ratio 2.33, 95% Konfidenzintervall 1.25-4.33, p = .008). Im Gegensatz zeigten Patient*innen mit Stammganglienblutungen ein geringeres Rezidivrisiko (Odds Ratio 0.34, 95% Konfidenzintervall 0.21-0.56, p < .001).
Hinsichtlich der Mortalität waren in einem multivariablen Modell das Alter, eine vorbestehende Thrombozytenaggregationshemmung, orale Antikoagulation und Hirnstammblutungen mit einer erhöhten Langzeitmortalität assoziiert.
Diskussion: Computertomographische und klinische Faktoren sind in der Einschätzung des Rezidivrisikos von Patient*innen mit einer intrazerebralen Blutung hilfreich, wobei Patient*innen mit einer lobären und insbesondere CAA-assoziierten intrazerebralen Blutung ein deutlich erhöhtes Risiko für Rezidivblutungen aufweisen. Hier sind in der Einschätzung die Edinburgh-CT-Kriterien hilfreich.