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Gewählte Publikation:

Schmer-Galunder, V.
Pseudosubluxationen nach proximalen Humerusfrakturen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 62

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Fischerauer Stefan Franz
Scheipl Susanne
Altmetrics:

Abstract:
Proximale Humerusfrakturen stellen die siebenthäufigsten Frakturen des gesamten Körpers dar und die zweithäufigsten der oberen Extremität. Ab dem 50. Lebensjahr sind Frauen viermal so häufig davon betroffen wie Männer und die Frakturen sind oft mit Osteoporose assoziiert. Nach proximalen Humerusfrakturen kann das Phänomen der Pseudosubluxation des Humeruskopfes beobachtet werden, ein kontinuierlicher Kontaktverlust des Kopfes mit dem Glenoid. Wenige Arbeiten haben sich bislang damit befasst, die Literatur ist sich aber einig, dass es sich um keine krankhafte Veränderung handelt. Die Bedeutung liegt darin, die Pseudosubluxation als solche zu erkennen, von einer sekundären Frakturdislokation unterscheiden zu können und keine unnötigen Maßnahmen einzuleiten. Bislang hat sich keine radiologische Messmethode zur Beschreibung dieses Phänomens etablieren können, in dieser Arbeit wurde erstmals die akromiohumerale Distanz (AHD) zur Quantifizierung herangezogen. Die AHD zeigte sich in der Studie als geeigneter Parameter, um die Diagnose der Pseudosubluxation stellen zu können und assoziierende Faktoren auszumachen. Eine Pseudosubluxation konnte in 26% der Fälle diagnostiziert werden und es konnte ein dynamischer Verlauf der AHD innerhalb der ersten 12 Wochen nach Verletzung festgestellt werden. Der Humeruskopf sank in den ersten Wochen zunächst ab (AHD-Durchschnitt von 13,9 mm auf 15,3 mm) und kehrte gegen Ende der 12 Wochen wieder in eine neutrale Position zurück (AHD-Durchschnitt 9,5 mm). Nach den 12 Wochen konnte nur eine von 274 Frakturen noch als Pseudosubluxation gewertet werden. Als Ursache des Absinkens wird eine Neurapraxie des N. axillaris und in Folge Atonie des M. deltoideus diskutiert, sowie ein Defekt im Bereich der Gelenkskapsel, welcher den Unterdruck zwischen Humeruskopf und Glenoid reduziert. Es konnte ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Pseudosubluxation und der AO-Frakturklassifikation gefunden werden. Der zeitliche Rahmen, in welchem sich die Pseudosubluxationen in der Studie begannen zu revidieren, unterstützt die These einer vorübergehenden Atonie des M. deltoideus als Ursache des Absinkens. Für die Praxis konnte gezeigt werden, dass sich die AHD gut eignet, um die Position des Humeruskopfes in der Nachbehandlung zu beobachten. Eine frühe Mobilisierung mit aktiven Bewegungsübungen ist sinnvoll und trägt zur Revision der Pseudosubluxation bei. In einem Schulterröntgen mit unterstütztem Arm sollte sich die Pseudosubluxation aufheben und kann so von einer sekundären Frakturdislokation unterschieden werden.

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