Selected Publication:
Totschnig, L.
Erstellung eines Konzeptes
für ein in situ-Simulationstrainingsprogramm an der Klinischen Abteilung für Neonatologie Graz auf Basis einer systematischen Literaturanalyse
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 85
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Mileder Lukas Peter
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Schwaberger Bernhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: 10% aller Neugeborenen werden nach der Geburt an einer neonatologischen Intensivstation aufgenommen. Die häufigsten Komplikationen während des stationären Auf-enthalts umfassen nekrotisierende Enterokolitis, Sepsis, intrakranielle Hämorrhagien und bronchopulmonale Dysplasie. In 1% der Fälle ist während des stationären Aufenthalts eine kardiopulmonale Reanimation erforderlich. Das simulationsbasierte Training (SBT) bietet eine sichere und realistische Umgebung, um HALO-Events (high-acuity-low-occurrence events) zu trainieren. Das in situ-Simulationstraining findet dabei in der realen Pati-ent*innenumgebung statt und bietet zusätzlich Vorteile wie eine erhöhte Realitätsnähe und Aufdeckung von (latenten) Sicherheitsrisiken. Ziel dieser systematischen Literaturanalyse war die Identifikation von best practice-Beispielen und randomisiert-kontrollierten Studien für neonatologische in situ-Simulationsprogramme, um auf deren Grundlage ein entspre-chendes Trainingsprogramm für die neonatologische Intensivstation der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz zu konzipieren.
Methodik: Auf Basis der Kriterien des PRISMA-Statement wurde im Zeitraum von Juni 2022 bis Oktober 2022 eine systematische Literaturanalyse in den Datenbanken PubMed, Embase und CINAHL durchgeführt. Ein standardisierter Erhebungsbogen wurde erstellt, um die Studien hinsichtlich der Aspekte Inhalt, Logistik, Personal und Outcome deskriptiv mit-einander zu vergleichen.
Resultate: Die Suche ergab eine Gesamtzahl von 702 Artikeln, wovon 17 inkludiert wur-den. Die durchschnittliche Trainingsdauer betrug zwischen 30 und 120 Minuten. Die Wahl der Szenarien orientierte sich an rezenten Notfällen, wobei meist high-fidelity-Simulatoren zum Einsatz kamen. Neben dem multiprofessionellen Training wurde auch zielgruppenspezi-fisch (z.B.: Assistenzärzt*innen der Pädiatrie) bzw. interdisziplinär (mehrere ärztliche Dis-ziplinen umfassend) trainiert. In der Regel wurde das Training von zwei bis drei speziell ge-schulten Trainer*innen geleitet, die ihre Qualifikation durch Teilnahme an „Train-the-Trainer“-Kursen erworben hatten. Während keine Studie einen direkten kausalen Zusam-menhang zwischen SBT und einer Senkung der neonatalen Mortalität oder Morbidität beleg-te, konnten zwei Studien zeigen, dass interprofessionelles in situ-SBT unter anderem mit einer verringerten Inzidenz von sogenannten Code-Blue-Events assoziiert war.
Konklusion: Trotz der erwartungsgemäß überschaubaren Datenlage weisen die beschriebe-nen Simulationsprogramme dennoch zahlreiche Gemeinsamkeiten auf, die als Orientierung zur Konzepterstellung des Curriculums für die lokale neonatologische Intensivstation dienen. Aufgrund der niedrigen Evidenzlevel der existierenden Studien besteht außerdem die Not-wendigkeit für ein Umdenken hinsichtlich der Ergebnismessung von subjektiven Parametern wie Selbstsicherheit und selbstwahrgenommen Führungsqualitäten hin zu objektivierbaren Messgrößen wie Verbesserung von Mortalität und neurologischem Outcome.