Gewählte Publikation:
Neubauer, P.
Aktuelles pharmakotherapeutisches Management von Vorhofflimmerarrhythmie mit Fokus auf thrombotische Ereignisse in Assoziation mit COVID-19-Infektionen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lippe Irmgard Theresia
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Vorhofflimmern ist die häufigste tachykarde Rhythmusstörung, wobei die Prävalenz mit dem Alter steigt (bei 70-Jährigen auf bis zu 15 %). Das Lebenszeitrisiko von heute 55-Jährigen beträgt etwa 30 %. Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer unkoordinierten elektrischen Aktivierung des Vorhofs mit ineffektiver Kontraktion. Das abgeleitete EKG zeigt ein Fehlen von P-Wellen. Patient*innen berichten vor allem über Palpitationen und Schwindel. VHF ist mit einer deutlich erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität verbunden. Mit Hilfe des ABC-Behandlungspfades und des CHA2DS2-VASc-Scores lässt sich das Thromboembolierisiko von Patient*innen abschätzen. Bei einem Wert ≥ 1 (männlich) oder ≥ 2 (weiblich) wird eine präventive antithrombotische Therapie lt. Leitlinien empfohlen.
COVID-19 ist erstmals 2019 in der Volksrepublik China aufgetreten. Kurz danach wurden zahlreiche Fälle in europäischen Ländern beobachtet. Das auslösende Virus von COVID-19 nennt sich SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2). Eine Infektion ist über Aerosole oder Tröpfchen möglich. Je nach Virusvariante ist eine Inkubationszeit von wenigen Tagen bis zu zwei Wochen möglich.
Methoden
In der Diplomarbeit wird eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Dabei wurde hauptsächlich auf Fachliteratur aus Lehrbüchern, Fachzeitschriften, Internetdatenbanken (PubMed) sowie online verfügbare Informationen diverser Fachgesellschaften zurückgegriffen, um einen Überblick über mögliche Assoziationen und die dazugehörige Therapie zu schaffen.
Ergebnisse
Zu Beginn der Pandemie wurde davon ausgegangen, dass COVID-19 schwere Lungenerkrankungen auslöst, mittlerweile ist aber bekannt, dass aufgrund der multifaktoriellen Eigenschaften des SARS-CoV-2-Erregers mehrere Organsysteme des Körpers betroffen sind. Sowohl beim Vorhofflimmern als auch bei COVID-19-Infektionen kommt es aufgrund von multiplen subzellulären Veränderungen gehäuft zum Auftreten von thromboembolischen Ereignissen. Thromboembolien bei Vorhofflimmern treten häufig bei atrialem Remodelling und aus dem linken Herzohr auf. Die Patient*innen weisen vermehrt Endothelschädigungen und Hyperkoagulabilität bei SARS-CoV-2-Infektionen mit Schlaganfällen, Lungeninfarkten oder Herzinfarkten und tiefen Beinvenenthrombosen auf.
In mehreren Studien konnte man keinen signifikanten Unterschied in der Verabreichung von prophylaktischen oder therapeutischen Dosen von niedermolekularem Heparin bei kritisch kranken hospitalisierten Patient*innen erkennen. Bei nicht-kritisch kranken Patient*innen reduzierte sich jedoch das Thromboembolierisiko bei Verabreichung einer therapeutischen Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin deutlich. Weiters mussten bei therapeutischer Antikoagulation weniger Patient*innen intensivmedizinisch betreut werden (hinsichtlich Intubation und Beatmung), auch kam es zu einer Reduktion der Gesamtmortalität.
Diskussion
Aufgrund der großen Anzahl an ACE-Rezeptoren im Körper gibt es eine Vielzahl an Angriffspunkten für Viren. Es kommt nicht nur zur Beeinträchtigung des Respirationstraktes, sondern auch zu massiven Entzündungen des Endothels der Gefäße und zum Auftreten eines Zytokinsturms. Die systemische Freisetzung von Zytokinen erhöht das Risiko für Arrhythmien deutlich. Derzeit fehlen noch längerfristige Studienergebnisse, um die Vielzahl an Fragen zum heutigen Zeitpunkt klären zu können. Das Zusammenspiel aus einer SARS-CoV-2-Infektion, systemischen Entzündungsprozessen und Gerinnungsstörungen ist von vielen Variablen abhängig. Die antivirale Therapie bei COVID-19-Patient*innen und die zusätzliche Therapie mit immunmodulatorischen Medikamenten stellen einen wichtigen Bestandteil im therapeutischen Management dar. In der Zukunft sollte die Therapie der endothelialen Entzündungsmechanismen noch weiter in den Vordergrund rücken, da COVID-19-Infektionen sowohl eine mikrovaskuläre als auch eine endotheliale Erkrankung darstellen. Auf dieser zellulären E