Gewählte Publikation:
Wuertz, S.
Cannabidiol - therapeutische Potential und Anwendung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 65
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Schicho Rudolf
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Hintergrund: Die Cannabispflanze – Cannabis sativa – hatte bis vor kurzem einen gesellschaftlichen und medizinischen hohen Stellenwert in der Menschheitsgeschichte. Die ersten Aufzeichnungen über den medizinischen und kosmetischen Einsatz von Cannabinoiden entstanden etwa 60 n. Chr. Im zwanzigsten Jahrhundert wurde der Konsum der Pflanze für illegal erklärt und verschwand aus der Arznei. Das Augenmerk liegt erst seit kurzem auf einem ihrer Inhaltsstoffe, dem vorteilhaften Cannabidiol (CBD).
Fragestellung: Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von CBD bei diversen Erkrankungen und mögliche Nebenwirkungen zu erörtern.
Ergebnisse: CBD ist allgemein gut verträglich und hat kaum Nebenwirkungen. Jedoch wurden vermehrt Nebenwirkungen wie verminderter Appetit, Somnolenz, Diarrhö und Sedierung sowie schwerwiegende Nebenwirkungen wie Pneumonie und auffällige Leberfunktionstests in Verbindung mit manchen Epillepsie-Medikamenten (wie z. B.: Clobazam und Natriumvalproat) beobachtet.
Bei klinischen Studien gab es keinen messbaren Effekt auf die Hämodynamik in Bezug auf CBD. Studien zum Lennox-Gastaut-Syndrom dokumentierten deutlichere Effekte. Bei einer CBD-Dosis von 20 mg/kg Körpergewicht (KG)/Tag reduzierten sich die atonischen Krampfanfälle um 41,9% (p=0,005) und bei 10 mg/kg KG/Tag zu 37,2% (p=0,002). Ebenso zeigte sich bei der Untersuchung des Dravet-Syndroms eine durchschnittliche Reduktion der Anfallshäufigkeit in der CBD-Gruppe um 38,9% (p=0,03). Diese Ergebnisse stützen auch die Studien zu tuberöser Sklerose, welche eine Verringerung der Anfallshäufigkeit bei 50 mg/kg KG/Tag CBD um 47,5% (p=0,0018) und bei 25 mg/kg KG/Tag CBD um 48,6% (p=0,0009) dokumentierten.
Bei Studien zu psychologischen Erkrankungen berichteten die mit CBD behandelten Probandinnen und Probanden über weniger Albträume, eine Verbesserung der Schlafqualität, verminderte Angst, verbesserten Fokus und eine verbesserte Stimmung. Neurodegenerative Erkrankungen zeigten unterschiedliche starke Wirkungen, je nach Dosierung. Bei Chorea-Huntington zeigte eine Gabe von 10 mg/kg KG/Tag und bei Parkinson von 75 mg/Tag keinen Effekt. Dagegen wurden bei Patientinnen und Patienten mit Parkinson bei einer Dosierung von 150 mg/Tag CBD bessere Ergebnisse beim Parkinson-Fragebogen und bei 300 mg/Tag sogar eine signifikante Verbesserung erzielt (p=0,05). Bei chronischen Schmerzen wurde von einer Schmerzreduktion (p=0.006) berichtet und die Schlafqualität (p=0.003) verbesserte sich signifikant. Suchtstudien dokumentierten ein signifikant niedrigeres Verlangen nach Heroinkonsum in den Gruppen, in denen CBD verabreicht wurde (p=0,0047).