Gewählte Publikation:
Rossbauer, S.
Diagnose und Therapie von Pleuropneumonien 2008 bis 2020 an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz – eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 53
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Pfleger Andreas
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- Abstract:
- Einleitung:
Pleuropneumonien sind eine schwere Verlaufsform der Pneumonie, gekennzeichnet durch einen Pleuraerguss. Sie werden vor allem von Pneumokokken verursacht und betreffen besonders Kleinkinder (<5 Jahre) und ältere Erwachsene. Die Pneumokokkenimpfung ist gegen bestimmte Serovare wirksam. 2012 wurde in Österreich von einem 7-valenten auf einen 10-valenten Impfstoff umgestellt. Der Effekt dieser Umstellung auf pädiatrische Patient*innen soll untersucht werden.
Methoden:
Es wurden in openMEDOCS Patient*innen zwischen 0 und 18 Jahren gesucht, die an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz in den Jahren 2008-2020 aufgrund einer Pneumonie mit Erguss behandelt wurden. 93 von 186 wurden eingeschlossen. Die Fälle wurden in Bezug auf Alter, Geschlecht, Komplikationen, Komorbiditäten, Dauer des Krankenhausaufenthaltes, Art der Antibiotikatherapie, Dauer der Pleuradrainage, Anwendung von Fibrinolyse, diverse Erregerdiagnostik, Blutbild und Entzündungsparameter untersucht und die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Es wurde die Häufigkeit von Pleuropneumonien relativ zu behandelten Pneumonien analysiert, ebenso die Dauer des Krankenhausaufenthaltes zwischen „Pleuradrainage ohne Fibrinolyse“ und „Pleuradrainage mit Fibrinolyse“, sowie zwischen „Ohne Punktion“ und „Punktion und/oder Drainage“.
Ergebnisse:
Es zeigte sich bezüglich der Häufigkeit von Pleuropneumonien kein signifikanter Unterschied (p=0,69) zwischen den Gruppen 2008-2011 (N= 1201, davon 35 = 2,8% Pleuropneumonien) und 2012-2020 (N=2328, davon 58 = 2,5% Pleuropneumonien), ebenso nicht in den Untergruppen „Alter < 5 Jahre“ und „Alter ≥ 5 Jahre“. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied (p=0,57) bezüglich der Dauer des Krankenhausaufenthaltes zwischen den Gruppen „Pleuradrainage ohne Fibrinolyse“ (Median=18 Tage; Range=11-25 Tage) und „Pleuradrainage mit Fibrinolyse“ (Median=16 Tage; Range=8-26 Tage). Patient*innen, die keine Punktion und/oder Drainage erhalten haben (39,8%), hatten im Median eine um 7,5 Tage kürzere Dauer des Krankenhausaufenthaltes (p<0,001).
Diskussion:
Die Ergebnisse lassen vermuten, dass beide Impfstoffe einen ähnlichen Schutz vor Pleuropneumonien bieten. Abszedierende und/oder nekrotisierende Pneumonien konnten ohne Eingriffe wie Segmentektomie oder Lobektomie therapiert werden.
2020 wurden aufgrund der Covid19-Maßnahmen weniger Patient*innen wegen Pneumonien behandelt.
Die Durchimpfungsrate für Pneumokokken ist in der Steiermark von ca. 10% in 2008 auf 89,43% in 2020 angestiegen.
Die Aufnahme in das kostenlose Impfprogramm 2012 hat dazu beigetragen.
In 39,8% der Fälle war eine alleinige Antibiotikatherapie ausreichend.