Selected Publication:
Huber, V.
Die Chicago-Klassifikation 4.0 im klinischen Alltag: Einfluss von Provoka-tionsmanövern in der hochauflösenden Ösophagusmanometrie auf die end-gültige Diagnose
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 105
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Plank Johannes
-
Schlager Hansjörg
- Altmetrics:
- Abstract:
- Viele Patient*innen mit Dysphagie, nicht-kardialem Thoraxschmerz oder ähnlichen Be-
schwerden durchlaufen eine hochauflösende Ösophagusmanometrie (HRM), um der Ursa-
che ihrer Beschwerden auf den Grund zu gehen. Seit 2008 gibt es hierzu eine Anleitung,
nach welchem Prozedere diese Untersuchung einheitlich durchgeführt werden sollte, die
Chicago Klassifikation. 2020 erschien die aktuelle, vierte Version dieser Klassifikation. In
dieser Arbeit soll verglichen werden, ob und welchen Mehrwert die neuste Version gegen-
über ihrem Vorläufer, der dritten Version, bieten kann.
Für diesen Zweck wurden 168 Patient*innen in den Jahren 2020 und 2021 untersucht, die
sich aufgrund von Beschwerden in der Ösophagusambulanz der Abteilung für Gastroente-
rologie und Hepatologie, Innere Medizin, des LKH-Universitätsklinikums Graz vorgestellt
hatten. Alle diese Patient*innen bekamen eine HRM in der Ösophagusambulanz mit einem
ManoScan™ ESO hochauflösenden Manometriekatheter von Medtronic oder dem Uni-
sensor Solid-State HRM-Katheter von Diversatek. Die verwendete bildgebende Software
war katheterabhängig ManoScan von Medtronic, Dublin, Irland oder ViMeDat von Stan-
dard Instruments GmbH, Karlsruhe, Deutschland für den Diversatek-Katheter.
Alle untersuchten Patient*innen durchliefen die Standarduntersuchung der HRM, mit
sechs bis zehn Schlucken Wasser à fünf Milliliter im Liegen.
Einige dieser Patient*innen vollzogen im Anschluss verschiedene Provokationsmanöver.
Diese Provokationsmanöver variierten von mehreren kleinen, schnellen Schlucken Wasser
direkt hintereinander trinken, zum schnellstmöglichen Trinken von 200 Milliliter Wasser,
zu Einzelschlucken im Sitzen und dem Verzehr von 200g weißen Reis.
Von 168 initialen Teilnehmer*innen, konnte die Untersuchung bei 161 verwertet werden.
Beim Vergleich der dritten und vierten Version der Chicago-Klassifikation zeigten sich
vermehrt Untersuchungen mit einem unauffälligen Ergebnis (39% CCv3 versus 45%
CCv4) oder einer ineffektiven Motilität (27% CCv3 versus 30% CCv4) bei Verwendung
der vierten Version. Dem gegenüber nahmen die Diagnosen der Ausflussobstruktion des
ösophago-gastralen Übergangs (11% CCv3 versus 2% CCv4) mit der neueren Version
deutlich ab.
Hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs dauerte eine Untersuchung mit der Verwendung von
Provokationsmanövern im Schnitt 5 Minuten und 36 Sekunden länger als lediglich bei
Durchführung der Standarduntersuchung. Bei 20% der Untersuchten, die Provokationsma-
növer absolvierten, änderte sich die Diagnose im Vergleich zur Standard-HRM, bei den
restlichen 80% ergab sich bei der Standarduntersuchung dieselbe Diagnose wie bei den da-
rauffolgenden Provokationsmanövern.
Abschließend kann mit dieser Studie festgestellt werden, dass die Provokationsmanöver
einen diagnostischen Mehrwert bei geringem zeitlichen Zusatzaufwand generieren können
und gerade bei uneindeutigen Fällen eine gute Aussagekraft besitzen.