Gewählte Publikation:
Lind, T.
COVID-19 und GI-Symptomatik
Eine retrospektive Datenanalyse über den Zusammenhang zwischen COVID-19 und gastrointestinalen Symptomen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 76
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Horvath Angela
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Stadlbauer-Köllner Vanessa
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund und Zielsetzung: Bei einer Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 (SARS-CoV-2) Infektion dominieren respiratorische und allgemeine Symptome. Bei vielen Patient*innen mit Coronavirus-disease 2019 (COVID-19) ist jedoch auch der Gastrointestinaltrakt (GIT) betroffen. Das Ziel dieser Diplomarbeit ist eine umfassende Analyse der Auswirkungen einer SARS-CoV-2-Infektion auf den GIT. Nach einer ausführlichen Literaturrecherche und einer darauffolgenden Zusammenfassung der theoretischen Hintergründe sollen im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie die Prävalenz und Charakteristika gastrointestinaler (GI) Symptome bei hospitalisierten COVID-19-Patient*innen untersucht und eine mögliche Assoziation dieser Symptome zum Krankheitsverlauf und zur Mortalität überprüft werden.
Material und Methoden: Dazu wurden retrospektiv die Daten von 405 COVID-19-Patient*innen analysiert, die zwischen 28. Februar und 30. Mai 2020 in Graz, Österreich, hospitalisiert waren. Aus den Krankenakten der Patient*innen wurden die Daten zu GI-Symptomen (Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen, Appetitverlust, Bauchschmerzen, Obstipation, Blut im Stuhl), zum Geschlecht, zum Alter, zur Intensivpflichtigkeit, zur Dauer des Krankenhausaufenthalts und zur Mortalität entnommen.
Ergebnisse: 19,8 % (n=80) aller Patient*innen wiesen mindestens ein GI-Symptom auf, wobei Durchfall am häufigsten beschrieben wurde (n=40, 9,9 %). Männer litten signifikant häufiger unter Bauchschmerzen als Frauen (5,2 % vs. 1,4 %; p=0,045), während Blut im Stuhl häufiger bei Frauen auftrat (2,8 % vs. 0,0 %; p=0,032). Jüngere Patient*innen (<65 Jahre) waren häufiger von Durchfall und Bauchschmerzen betroffen. Bei Patient*innen mit Durchfall war die Wahrscheinlichkeit der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung im Vergleich zu Patient*innen ohne Durchfall deutlich erhöht (22,5 % vs. 11,5 %; p=0,047). Das GI-Symptom Durchfall (Log-rank p=0,004) sowie GI-Symptome im Allgemeinen (Log-rank p<0,0001) waren jedoch gleichzeitig mit einer geringeren Mortalität assoziiert.
Schlussfolgerung: GI-Symptome sind bei COVID-19 weit verbreitet. Trotz des höheren Risikos für die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung war das Auftreten des GI-Symptoms Durchfall mit einer geringeren Mortalität assoziiert. Dieses scheinbare Paradoxon könnte darauf zurückzuführen sein, dass junge Patient*innen häufiger von
GI-Symptomen betroffen waren und häufiger auf der Intensivstation behandelt wurden.