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Gewählte Publikation:

Altenhofer, H.
Fetale Blutgasanalyse: Literaturübersicht und möglicher Einfluss auf die Sectiorate
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 88 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Schöll Wolfgang
Altmetrics:

Abstract:
Fragestellung: In der Geburtshilfe ist die Kardiotokographie zwar eine unverzichtbare Methode zur intrapartalen fetalen Überwachung, aufgrund ihrer geringen Spezifität lässt sie jedoch keine sichere Aussage über das tatsächliche Vorliegen eines fetalen Distress zu. Ohne weiterführende Untersuchungen hat dies zur Folge, dass bei Auftreten von suspekten oder pathologischen CTG-Veränderungen häufig eine sofortige Geburtsbeendigung mittels vaginal-operativer Entbindung oder Sectio erfolgt, die möglicherweise nicht notwendig ist und eine erhöhte iatrogene Morbidität und Mortalität zur Folge hat. Diese Studie soll untersuchen, wie viele operative Entbindungen durch den Einsatz von Mikroblutuntersuchungen verhindert werden können. Material und Methoden: Es handelt sich um eine monozentrische, retrospektive Analyse des Geburtsmodus nach erfolgter Mikroblutuntersuchung. Eingeschlossen wurden 1 080 Patientinnen, welche im Zeitraum 01.05.2016 bis 01.05.2020 an der UFK Graz entbunden haben. Mittels deskriptiver Statistik wurde deren Geburtsmodus mit dem aller Frauen im selben Zeitraum verglichen und der Einfluss der Mikroblutuntersuchung auf die Rate an operativen Entbindungen interpoliert. Als sekundäre Zielgröße wurde am gleichen Patientinnenkollektiv mithilfe von deskriptiver Statistik und Korrelation untersucht, welcher der beiden Messwerte pH und Laktat den fetalen Zustand genauer beschreibt. Ergebnisse: Von 1 080 Patientinnen, bei denen eine Mikroblutuntersuchung durchgeführt wurde, konnte bei 426 (36,1%) eine Spontangeburt erreicht werden. Im Gesamtkollektiv entspricht dies einer Reduktion vaginal-operativer und Schnittentbindungen von 34,1% auf 30,6%. Unter der Annahme, dass nur 50-80% der Mikroblutuntersuchungen auch zu einer operativen Entbindung führen würden, wovon die Hälfte vaginal-operativ wäre, konnte im Rahmen dieser Arbeit eine Senkung der Sectiorate um 0,9 bis 1,5 Prozentpunkte gezeigt werden. Bezüglich des Vorhersagewerts der Messparameter der Mikroblutuntersuchung zeigte Laktat eine höhere Sensitivität, dafür eine niedrigere Spezifität als der pH-Wert. Insgesamt scheint der pH-Wert mehr Ergebnisse zu liefern, die mit dem klinischen Outcome unmittelbar nach der Geburt übereinstimmen. Schlussfolgerung: Die fetale Mikroblutuntersuchung stellt ein effektives Hilfsmittel im geburtshilflichen Management dar und kann zur Reduktion der operativen Entbindungsrate beitragen. Im Vergleich zur Komplikationsrate operativer Entbindungsmöglichkeiten kann das Risiko der Invasivität des Eingriffs als gering eingestuft werden. In der Interpretation der Messwerte wird ein Fokus auf den pH-Wert als primärer Parameter zur Entscheidungsfindung bei Kindern mit schlechter Stoffwechsellage zu mehr falsch negativen Befunden führen, während die Verwendung von Laktat auch ohne fetalen Distress häufiger zu auffälligen Befunden und damit höherer Invasivität führen wird. Weitere Studien sind notwendig, um optimale und einheitliche Grenzwerte für Laktat festzulegen und den prädiktiven Wert der beiden Parameter zu vergleichen.

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