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Gewählte Publikation:

Cvirn, L.
Subjektives Schmerzempfinden bei Patientinnen mit chronischen gynäkologischen Schmerzsyndromen - eine prospektive Evaluierung mit dem Schmerzempfindlichkeitsfragebogen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 69 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Gold ehem Ulrich Daniela
Trutnovsky Gerda
Altmetrics:

Abstract:
Die Ursachen der Vulvodynie sind bis heute nicht klar. Es gibt einige Modelle, um die Entstehung zu erklären. Einer dieser Ansätze geht davon aus, dass Patientinnen mit Vulvodynie eine andere zentrale Schmerzwahrnehmung haben als gesunde Frauen. Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es zu untersuchen, ob sich das Schmerzempfinden von Vulvodyniepatientinnen von jenem eines gesunden (keine chronischen Schmerzen) Kollektivs unterscheidet. Zur Beurteilung beziehungsweise Quantifizierung des individuellen Schmerzempfindens wurde der Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ) herangezogen. Bisher durchgeführte Studien legen ein höheres Schmerzempfinden von chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten nahe. Für diese Diplomarbeit wurden je 50 Probandinnen für die Kontrollgruppe (keine chronischen Schmerzen) und für die Versuchsgruppe (Frauen mit Vulvodynie) rekrutiert. Diese Anzahl wurde in einer bereits vor Beginn der Studie durchgeführten Power calculation ermittelt. Die Rekrutierung erfolgte im Zeitraum von September 2022 bis März 2023 am Universitätsklinikum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Landeskrankenhaus Graz. Nach einer mündlichen Aufklärung und schriftlichen Einverständniserklärung wurden die Patientinnen gebeten, den PSQ auszufüllen. Dieser besteht aus 17 Fragen, die Alltagssituationen beschreiben. Die Situationen sollen von den Probandinnen nach ihrem subjektiv empfundenen Schmerz zwischen 0 („gar nicht schmerzhaft“) und 10 („der schlimmste vorstellbare Schmerz“) bewertet werden. Der Schmerzfragebogen wurde entwickelt, um Schmerzen zu quantifizieren, ohne schmerzhafte Prozeduren anwenden zu müssen. Er soll somit eine Alternative zur quantitativ sensorischen Schmerzmessung darstellen. Bei ausreichenden sprachlichen Kenntnissen ist der Schmerzfragebogen leicht verständlich, bedarf wenig Zeitaufwand und der Patientin oder dem Patienten werden keine Schmerzen zugefügt. Anschließend wurden anhand der ausgefüllten Fragebögen mit SPSS27 die PSQ-Scores (PSQ-total, PSQ-minor und PSQ-moderate) ermittelt. In diesen Scores sind je einige der 17 Fragen zusammengefasst. Die Werte werden als Mittelwert ± Standardabweichung angegeben. Die Kontroll- und die Vulvodyniegruppe wurden anhand dieser drei Scores mithilfe eines Student‘s t-Test verglichen, um zu überprüfen, ob die Vulvodyniegruppe ein anderes Schmerzempfinden hat als die Kontrollgruppe. Zusätzlich wurden einige demographische Fakten erhoben. Diese bezogen sich unter anderem auf die empfundenen Schmerzen in letzter Zeit, die Einnahme von Schmerzmedikamenten, die aktuelle Wohnsituation oder auch die höchste abgeschlossene Ausbildung. Die Auswertung ergab, dass keiner der errechneten PSQ-Scores signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festmachen konnte. Somit scheint sich das Schmerzempfinden zwischen Gesunden und Vulvodynie-Schmerzpatientinnen nicht zu unterscheiden. Für die Kontrollgruppe ergaben sich PSQ-Werte, die mit früheren Untersuchungen übereinstimmen, für die Vulvodyniegruppe waren die PSQ-Scores niedriger als erwartet. In den verschiedenen Altersgruppen unterschieden sich die PSQ-Scores nicht signifikant, das Alter scheint somit bei der Schmerzwahrnehmung keine große Rolle zu spielen. Die Ergebnisse dieser Diplomarbeit widersprechen den Resultaten bisheriger Studien, die eine erhöhte Schmerzwahrnehmung bei chronischen Schmerzpatientinnen und –patienten zeigen konnten. Ob der PSQ aber doch geeignet ist, um den Krankheitsverlauf von Vulvodyniepatientinnen zu verfolgen und so in der Therapieplanung helfen kann, muss in weiteren Studien untersucht werden.

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