Gewählte Publikation:
Kleinschuster, M.
Maternales und neonatales Outcome bei Frauen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) - eine retrospektive Analyse
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 64
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Cervar-Zivkovic Mila
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Mayer-Pickel Karoline Ilse
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) gezählt. Dabei kommt es häufig bei Frauen im gebärfähigen Alter zur Erstmanifestation und Erstdiagnose. Viele Frauen starten ihre Familienplanung erst nach der Diagnosestellung. Ein Krankheitsschub kann nicht vorausgesagt werden und demnach auch Frauen in der Gravidität betreffen. Um das Risiko eines Schubes zu senken, sollte vor der geplanten Schwangerschaft eine Remission erzielt werden. Frauen mit CED gehen mit einem erhöhten Risiko an Schwangerschaftskomplikationen einher, welches durch einen Krankheitsschub während der Schwangerschaft nochmals erhöht ist. Demnach kann es zu einer erhöhten Frühgeburtenrate, einem niedrigen Geburtsgewicht, einer fetalen Wachstumsrestriktion (FGR) und einer erhöhten Kaiserschnittrate kommen. Das Ziel dieser retrospektiven Studie ist es näher auf das Outcome von Frauen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung einzugehen und durch das Analysieren von erhobenen Daten die etwaigen Komplikationen zu erläutern.
Methodik
Insgesamt wurden die Daten von 44 gebärfähigen Frauen im Alter von 15 45 mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, welche in den Jahren von 2005 2021 in der Universitätsklinik Graz für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinische Abteilung für Geburtshilfe in Betreuung waren, erhoben. Zur Erhebung der Daten wurden die klinikinternen Programme „Medocs“ und PIA Viewpoint“ verwendet. Die vorliegenden Daten wurden sodann in eine Liste von Microsoft Excel übertragen und anschließend einer deskriptiven und induktiven statistischen Analyse unterzogen. Die pseudonymisierten Daten wurden anhand von Tabellen und graphischen Diagrammen dargestellt und beschrieben.
Ergebnisse
In die retrospektive Studie wurden nach den Einschlusskriterien die Daten von 38 Frauen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen analysiert. Von diesen Patientinnen hatten 50 % die Diagnose Morbus Crohn und 50 % die Diagnose Colitis ulcerosa. Insgesamt kam es zu 67 Geburten, wobei es bei vier Patientinnen zu Aborten und bei sechs Patientinnen zu Schwangerschaftsabbrüchen kam. Die Kaiserschnittrate bei diesen Frauen lag bei 50,8 % und 26,9 % entwickelten während der Schwangerschaft einen Krankheitsschub. Der höchste gemessene Calprotectinwert lag bei 1919 µg/g und war bei einem Normwert von <50 µg/g deutlich erhöht. Als Gründe für die Exazerbationen konnte in sieben Fällen das Absetzen der medikamentösen Therapie ermittelt werden. Das jüngste Frühgeborene wurde in der SSW 28+3 entbunden und hatte ein Geburtsgewicht von 910 g. Das neonatale Outcome war bei allen Geburten gut, jedoch musste das jüngste Neugeborene auf die Frühgeburtenstation verlegt werden.
Schlussfolgerung
Das Outcome bei Frauen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist trotz der häufigeren Komplikationen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gut. Zu den Komplikationen gehören eine erhöhte Frühgeburtenrate, das größere Risiko von FGR Kindern, einer erhöhten Kaiserschnittrate und dem Risiko eines Krankheitsschubs während der Schwangerschaft. Aufgrund dessen sollten Frauen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen regelmäßig medizinische Kontrollen im interdisziplinären Bereich der Geburtshilfe und Gastroenterologie in Anspruch nehmen und auf die medikamentöse Therapie der Grunderkrankung achten.