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Zoehrer, L.
Multigenanalyse zur Abklärung einer familiären Belastung eines erblichen gynäkologischen Tumorsyndroms
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 113
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Pristauz-Telsnigg Gunda
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Trapp Elisabeth Katharina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Beim Mammakarzinom handelt es sich um die weltweit häufigste Krebserkrankung der Frau. Das Ovarialkarzinom befindet sich auf Rang 7 der weiblichen malignen Krebserkrankungen. 5-10% aller Mammakarzinome besitzen eine erbliche Komponente. (1, 2) Meist handelt es sich um eine Mutation in einem der beiden Hauptrisikogene BRCA1 und BRCA2. Neben diesen Genen existieren weitere Risikogene, welche die Entstehung eines erblichen Tumorsyndroms begünstigen können. Diese Arbeit erläutert die Signifikanz einer Multigenanalyse, welche bei Diagnosestellung der malignen Erkrankung eingeleitet und u.U. für die Entscheidung der Therapie herangezogen werden kann.
Methoden: Alle Patient:innen welche im Zeitraum 2007-2020 in der interdisziplinären Genetikambulanz der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und dem Institut für Humangenetik der Medizinischen Universität Graz Rat suchten und neben einer BRCA-Testung eine Analyse der Panel-Gene ATM, PTEN, RAD50, RAD51D, RAD51C, TP53, STK11, NBN, CDH, MSH6, MSH2, MLH1 CHEK2, PALB2, BRIP1 und SMO auf mögliche pathogene Mutationen durchführen ließen, wurden analysiert. Die anschließende Datenanalyse wurde mittels SPSS ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt wurde eine Multigenanalyse bei 449 Patient:innen durchgeführt. 142 Patient:innen (32,7%) hätten allein aufgrund ihrer Familienanamnese bereits die Kriterien der aktuellen Leitlinien für eine genetische Testung erfüllt, noch bevor sie eine maligne Erkrankung entwickelten. Bei über einem Drittel (33,9%) (n=152) wurde entweder eine pathologische Mutation in einem der oben genannten Gene oder eine UV (unklassifizierte Variante) nachgewiesen. Bei 111 Personen (24,7%) wurde mindestens eine UV festgestellt. 43 Patient:innen (9,6%) erhielten einen positiven Mutationsnachweis. Am häufigsten vorliegend war eine Mutation im CHEK2-Gen, welche bei insgesamt 15 Patient:innen (3,3%) auftrat. Unter den positiven Mutationsträgerinnen befanden sich 25 Mammakarzinompatient:innen (56,8%), 3 Ovarialkarzinompatientinnen (6,8%) und 4 Endometriumkarzinompatientinnen (9,1%).
Zusammenfassung: Mehr als ein Drittel der Patient:innen mit hochpositiver Familienanamnese oder Hochrisiko Tumorsituation weisen eine pathogene Mutation oder eine UV in den untersuchten Genen auf. Daher sollte in diesen Situationen die BRCA-Testung um eine Panelgen-Analyse erweitert bzw. die Ratsuchenden hierzu informiert werden. Ein Mutationsnachweis ist mit den Ratsuchenden zu erörtern, um anhand des Risikoprofils individuell die weitere Therapieplanung, die Eingliederung in ein intensiviertes Früherkennungsprogramm oder die Entscheidung für eine prophylaktische Maßnahme zu fällen. Beim Nachweis einer UV sollte eine regelmäßige z.B. zweijährliche Re-Evaluation der klinischen Risikoeinstufung der Genmutation angeraten werden.