Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Mente, L.
Die oralchirurgische Behandlung von Patient*innen mit Diabetes mellitus – eine Literaturübersicht und Einleitung einer prospektiven Studie.
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 101 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Jakse Norbert
Payer Michael
Altmetrics:

Abstract:
Einführung: Diabetes mellitus ist mit rund 536 Millionen Betroffenen weltweit eine der häufigsten metabolischen Erkrankungen. Trotz des Ausmaßes und der weiterhin steigenden Prävalenz, gibt es keine Leitlinie zur oralchirurgischen Behandlung von Patient*innen mit erhöhten HbA1c- bzw. Blutzuckerwerten. Im Grazer universitätsklinischen Setting ist es heutzutage Standard, dass vor oralchirurgischen Behandlungen Parameter wie Blutdruck und Sauerstoffpartialdruck erhoben werden, nicht aber der HbA1c- oder der Blutzuckerwert. Die beiden Letzteren könnten jedoch eine Rolle für das Outcome oralchirurgischer Eingriffe spielen. Die Kernfragen dieser Literaturanalyse lauten daher: Macht ein Diabetes-Screening im zahnmedizinischen Setting Sinn und mit welcher Prävalenz von erhöhten HbA1c-Werten ist dabei zu rechnen? Gibt es Hinweise darauf, dass sich eben dieser Wert negativ auf die Wundheilung auswirken könnte? Material und Methoden: Um die Kernfragen dieser Diplomarbeit beantworten zu können, wurde eine systematische Literaturrecherche mittels diverser Internetquellen wie Pubmed, Medline Google Scholar und Cochrane Library durchgeführt. Dabei kamen beispielsweise die folgenden themenrelevante Keywords in verschiedenen Kombinationen zur Anwendung: diabetes, diabetic, dental care, oral surgery, diabetic complications, oral woundhealing, dental management diabetes. Ergebnisse: Insgesamt wurden 59 Publikationen in diese Diplomarbeit eingeschlossen. Daraus konnten die folgenden Erkenntnisse gewonnen werden. Eine frühzeitige Diagnose von Prädiabetes und Diabetes durch ein Screeningverfahren im zahnärztlichen Setting ist durchaus möglich und auch sinnvoll. Besonders gut eignet sich dafür die chairside HbA1c-Messung. Einfache Zahnextraktionen können nach aktueller Studienlage bei Diabetiker*innen genauso erfolgen wie bei Gesunden, ohne dass mit einer erhöhten Komplikationsrate zu rechnen ist. In Bezug auf invasivere oralchirurgische Eingriffe gibt es aktuell noch zu wenige Studien, um signifikante Schlüsse ziehen zu können. Die wenigen vorhandenen Publikationen deuten aber daraufhin, dass sich eine Dysglykämie bei diesen Eingriffsgruppen sehr wohl negativ auf die Wundheilung auswirken könnte. Die Ergebnisse aus der Literaturanalyse dienten der Schaffung einer Wissensbasis für das Einleiten der Studie „Präoperative Erhebung von HbA1c- und Blutzuckerwerten im Rahmen oralchirurgischer Behandlungen“. Konklusion: Die vorliegende Arbeit zeigt, dass eine Dysglykämie orale Wundheilungsstörungen verursachen könnte. Um signifikante klinische Ergebnisse zu erlangen, bedarf es dennoch weitere Studien, die sich in erster Linie auf invasivere oralchirurgische Eingriffe beziehen und größere Fallzahlen aufweisen. Nur in Studien mit prospektivem Design, in denen der Schweregrad des Diabetes erhoben wird, kann eine Ursachen-Wirkungs-Beziehung definiert werden. In weiterer Folge können Maßnahmen untersucht werden, die potenzielle Komplikationen vermeiden, und erst dann ist die Generierung einer Guideline zur oralchirurgischen Behandlung von Diabetiker*innen möglich.

© Med Uni Graz Impressum