Gewählte Publikation:
Stell, L.
Nutritional Psychiatry - Wie viel wissen wir über Ernährung in der psychiatrischen und psychologischen Versorgung?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 65
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lackner Sonja
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Leal Garcia Sabrina
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Ernährung spielt eine essenzielle Rolle für die Gesundheit und bietet als Interventionsansatz die Möglichkeit, sich positiv auf psychische Erkrankungen sowie metabolische Komorbiditäten auszuwirken. In welchem Ausmaß Mental Health Professionals (MHPs) über Wissen zu Ernährung verfügen und dieses anwenden, wurde bisher unzureichend erhoben. In dieser Diplomarbeit soll die Ausbildung in Bezug auf Ernährung, der selbst eingeschätzte Wissensstand in diesem Bereich, und deren Integration in die klinische Versorgung bei Psychiater*innen, Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen, sowie jenen in Ausbildung, untersucht werden.
Methoden
Eine multinationale Querschnittstudie wurde durchgeführt. Insgesamt wurden 1 056 Teilnehmer*innen aus 52 verschiedenen Ländern in die Studie eingeschlossen, von denen 511 Psycholog*innen, 354 Psychiater*innen und 44 Psychotherapeut*innen waren, und sich weitere 147 in Ausbildung befanden. Daten über die Ausbildung und den selbst eingeschätzten Wissensstand zu Ernährung, entsprechende Aus- bzw. Weiterbildungsangebote, sowie die Integration von Ernährungsmaßnahmen in der klinischen Praxis, wurden mittels Online-Fragebogen erhoben.
Ergebnisse
Die Qualität der Ernährung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wurde von der Stichprobe als signifikant schlechter im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eingeschätzt (p<0.001). Die meisten Psychiater*innen (74.2%) und Psycholog*innen (66.3%) gaben an, kein Wissen zu Ernährung im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen in ihrer Ausbildung erlangt zu haben. Der aktuelle Wissensstand über Nutritional Psychiatry wurde nur selten (0.8%) als "sehr gut" bewertet. Dennoch berichteten viele der Teilnehmer*innen davon, Ernährungsansätze in die klinische Versorgung zu integrieren, wobei 43.8% angaben, verschiedene Diäten zu verschreiben und 58.6% angaben, Nahrungsergänzungsmittel zu empfehlen. Die Mehrheit (92.9%) der teilnehmenden MHPs bekundete Interesse daran, ihr Wissen im Bereich Nutritional Psychiatry zu erweitern.
Diskussion
Die Ausbildung und der Wissensstand zu Nutritional Psychiatry wurden allgemein als unzureichend eingestuft. Dennoch ist der Anteil der Befragten, welche Ernährungsinterventionen wie die Empfehlung von Nahrungsergänzungsmitteln und speziellen Diäten anwenden, hoch. Dies ist beunruhigend, da vor dem Hintergrund des mangelnden Wissensstands mögliche nachteilige Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Um eine optimale klinische Versorgung gewährleisten zu können, ist die Integration von Ernährungsthemen sowie deren Zusammenhang mit psychischer Gesundheit in die Aus- und Weiterbildung von MHPs essenziell und sollte vorzugsweise in Kooperation mit Ernährungsexpert*innen durchgeführt werden.