Gewählte Publikation:
Meir, V.
Homeostasis Model Assessment (HOMA-Index) zur Bestimmung der Insulinresistenz bei infertilen Paaren und seine Rolle in der Reproduktionsmedizin
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 72
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Obermayer-Pietsch Barbara
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Schenk Michael
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Infertilität ist ein globales Phänomen, mit stetig steigenden Zahlen an Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch. Gründe dafür liegen vor allem im steigenden Durchschnittsalter der Patientinnen, gynäkologischen Pathologien oder genetischen Vorerkrankungen. Zusätzlich spielen Lifestyle-Faktoren (Nikotinabusus, BMI, etc.) eine entscheidende Rolle bei infertilen Paaren. Das Homeostasis Model Assessment (HOMA-Index) zur Bestimmung der Insulinresistenz (IR) ist in diesem Zusammenhang ein noch wenig bekannter Parameter in der Reproduktionsmedizin. Vor allem der Zusammenhang zwischen HOMA-Index/Insulinresistenz und Parametern der Kinderwunschbehandlung (Samenqualität, Anzahl an Eizellen nach erfolgter ovarieller Stimulation, Embryoqualität oder Schwangerschaftsraten) wurde in der Literatur bis dato nur teilweise beschrieben. Deshalb soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Relevanz des Parameters für die Kinderwunschbehandlung geklärt werden.
Methoden:
In dieser retrospektiven Datenauswertung wurden alle PatientInnen aus der Datenbank des Kinderwunsch Instituts Schenk GmbH gefiltert, von denen im Zeitraum Dezember 2021 bis Mai 2022 der HOMA-Index bestimmt wurde. Es handelt sich um eine Anzahl von 175 PatientInnen (25 Männer und 150 Frauen). Der HOMA-Index wurde mittels einer Blutabnahme, aus den Werten Glukose (mg/dl) und Insulin (µU/ml) im Nüchternzustand, berechnet. Nach erfolgter Datenerhebung wurde der HOMA-Index mit Diagnosen und Parametern der Kinderwunschbehandlung korreliert (polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), Endometriose, Adipositas, Body-Mass-Index (BMI), Nikotinabusus, Samenqualität, Eizellanzahl nach ovarieller Stimulation, Anzahl reifer Eizellen nach Punktion, Anzahl befruchteter Eizellen nach assistierter Reproduktionstechnik (ART), Embryoqualität und Schwangerschaftsrate).
Ergebnisse:
Im Gesamtkollektiv (n=175) wurde bei 51,4% der PatientInnen (n=90) ein HOMA-Index ≥2 und somit eine IR nachgewiesen. Ein erhöhter HOMA-Index ≥2 zeigte sich vor allem bei PatientInnen mit Adipositas (n=36; 80%), Patientinnen mit PCOS (n=22; 70,97%), ovariellem Hyperstimulationssyndrom (OHSS) (n=17; 77,27%) und schlechter Embryoqualität (n=249; 91,54%). Eine signifikant positive Korrelation zeigte sich zwischen HOMA-Index und PCOS (p<0,001), Adipositas (p<0,001) und Eizellanzahl nach ovarieller Stimulation (p<0,05). Die Schwangerschaftsrate korrelierte signifikant negativ mit dem HOMA-Index (p<0,001). Weiters konnten Trends positiver Korrelation von hohen HOMA-Indizes bei Endometriose, steigendem BMI, pathologischen Samenbefunden, RaucherInnen und erhöhter Anzahl an Metaphase-II-Eizellen nach Punktion und Eizellen im 2PN-Stadium nach ART festgestellt werden.
Diskussion:
In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass der HOMA-Index mit Parametern der Kinderwunschbehandlung assoziiert ist und Ergebnisse reproduktionsmedizinischer Maßnahmen maßgeblich beeinflusst. Eine diagnostizierte Insulinresistenz mit einem HOMA-Index ≥2 steht mit einem ungesunden Lebensstil und negativem Outcome bei ART in Verbindung. Die Überprüfung des Glukose- und Insulinstoffwechsels mittels HOMA-Index zu Beginn einer reproduktionsmedizinischen Behandlung und das rechtzeitige Therapieren einer diagnostizierten IR, könnte maßgeblich zu einer Optimierung der Ergebnisse von Eizellanzahl, Embryoqualität und erfolgreicher Schwangerschaft beitragen. Der HOMA-Index sollte somit zukünftig zu einem festen Bestandteil der Basisabklärung in der Reproduktionsmedizin werden.