Gewählte Publikation:
Fruehwirth, S.
UNTERSUCHUNG UNTERSCHIEDLICHER BILDGEBUNGSMETHODEN ZUR REKONSTRUKTION DES KNÖCHERNEN GAUMENS VON ADOLESZENTEN MIT LIPPEN-, KIEFER- UND GAUMENSPALTE
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 70
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Pichelmayer Margit
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Schäfer Ute
- Altmetrics:
- Abstract:
- Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten (LKGS) sind mit einer Inzidenz von 1:700 Neugeborenen die häufigste kongenitale Fehlbildung des Gesichtsschädels.
Mit dieser Pathologie gehen viele gesundheitliche Beeinträchtigungen einher. Schwierigkeiten bei der Lautbildung, der Nahrungsaufnahme, verringertes
Mittelgesichtswachstum, dentale Probleme, eingeschränkte Ästhetik und psychologische Folgen, bedingt durch die soziale Ausgrenzung, können auftreten.
Die Behandlung erfolgt inter- und multidisziplinär beginnend mit der Geburt. Bis dato gibt es keine Methode den harten Gaumen knöchern zu verschließen,
daher erfolgt dies nur weichgewebig. Der dadurch entstehende Narbenzug
wirkt zeitlebens und führt zum Kollaps des Alveolarbogens mit ein- oder beidseitigen Kreuzbissen. Um dies zu verhindern müssen bis ans Lebensende
kieferorthopädische Maßnahmen gesetzt werden. Dies geschieht derzeit in Graz mit einem Modellguss. Dieser stellt jedoch eine ästhetische Beeinträchtigung
dar, weswegen die Compliance eingeschränkt ist. Eine mögliche Lösung für dieses Problem wäre eine an die individuelle
Anatomie des Gaumens angepasste submukös eingebrachte Platte aus einem biokompatiblen Kunststoff. Hierfür notwendig ist jedoch eine genaue Darstellung
des harten Gaumens mittels radiologischer Bildgebung, damit so ein
Implantat präoperativ möglichst passgenau in einem 3D-Drucker hergestellt werden kann. In dieser Arbeit werden zwei radiologische Methoden
im Hinblick auf diese Problemstellung untersucht.
Zu diesem Zweck wurden in zehn menschliche Köpfe eine 1 cm breite Gaumenspalte präpariert und diese mit Computertomographie (CT) und digitaler
Volumentomographie (DVT) vermessen. Die Spaltenbreiten werden in den Aufnahmen an definierten Stellen vermessen und miteinander verglichen.
Desweiteren wurden die Aufnahmen und Segmentierungen von je einem Radiologen und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen bewertet.
Hinsichtlich der Spaltenbreiten sind keine Unterschiede zwischen CT und DVT messbar. Die mittlere Abweichung beträgt (0,02 +/- 0,27 mm)
und liegt somit deutlich unter der Schichtdicke der Aufnahmen und entbehrt jeder klinischen Relevanz.
Die visuellen Bewertungen ergaben eine hinreichende dreidimensionale Darstellung des Gaumens für 8 von 10 Präparaten.
Die Ergebnisse durch den Spaltenchirurgen für die Segmentierung waren positiver als durch den Radiologen bei geringer Übereinstimmung (kappa < 0,2)
für die meisten Fragestellungen. Hinsichtlich der Methodik konnte mittels "visual grading characteristics" (AUC = 0,45 +/- 0,09, 95\% KI) keiner Methode der Vorzug gegeben werden.
Bei den schockgefrorenen Präparaten, welche als Validierung dienten, schnitt jedoch die CT besser ab. Daher ist diese als Methode der Wahl zu sehen.