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Gewählte Publikation:

Diensthuber, C.
Diagnostische und therapeutische Wertigkeit der Myokardbiopsie: Eine Single-Center Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 45 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Bugger Heiko Matthias
Gollmer Johannes
Altmetrics:

Abstract:
Die Entnahme von Herzmuskelbiopsien (EMB) ist, eine von Leitlinien empfohlene Methode, Herzerkrankungen wie akute Myokarditis (AM) oder inflammatorische Kardio¬myopathie (IKM), insbesondere bei schweren Verläufen, zielsicher zu erkennen und in weiterer Folge einer entsprechenden Behandlung zuführen zu können (vgl. Ammirati E. et al., 2018: 1097). Aufgrund der Invasivität der Untersuchung bestehen allerdings auch potenziell lebensbedrohliche Risiken (vgl. Holzmann M. et al., 2008: 1724). Diese Diskrepanz macht die Indikationsstellung der EMB daher im klinischen Alltag schwierig. Aktuell empfehlen die HFA, HFSA und JHFS in ihrem Position Statement von Seferović P.M. et al. (vgl. 2021: 859) bei Verdacht auf Myokarditis und anderen inflammatorischen Erkrankungen des Herzens, nur bei Verläufen mit deutlicher Einschränkung der systolischen Herz¬funktion die Durchführung einer EMB. Bei anderen Patient*innen, kann sie auch durchgeführt werden, wenn eine Troponinerhöhung, EKG-Auffälligkeiten oder ein bildgebendes Korrelat vorliegen und keine Erkrankung der Koronar¬arterien nachgewiesen werden konnte (vgl. Caforio A.L. et al., 2013: 2644–2645). Da die Indikationsstellung zur EMB aufgrund oben genannter Problematik in vielen Zentren nach wie vor recht unterschiedlich gehandhabt wird, war das Ziel dieser Diplomarbeit, die Patient*innen mit stattgehabter EMB an unserer Institution hinsichtlich Charakteristika, diagnostischer und therapeutischer Wertigkeit, und Komplikationsrisiko zu untersuchen. Hierzu wurden Daten von 332 Patient*innen, an denen an der Medizinischen Universität Graz eine EMB durchgeführt wurde, retrospektiv analysiert. Insgesamt konnte durch die EMB bei 79,2% Patient*innen eine Diagnose gestellt werden. Bei 62,7% davon wurden ein AM und/oder IKM diagnostiziert. In der EMB (69%) konnte bei mehr Patient*innen eine AM diagnostiziert werden als in der kMRT (59,2%). Die meisten Diagnosen waren durch die Kombination der beiden Methoden möglich. Bei 43% kam es als direkte Folge der EMB zu einer Änderung der Therapie. Die häufigste EMB-gestützte Therapieänderung war mit 78,2% die Einleitung einer IS-Therapie. Bei Patient*innen mit initialer EF < 40% kam es nach einer mittleren Beobachtungsdauer von 7,7 Monaten, sowohl bei Patient*innen mit als auch ohne IS-Therapie, zu einer Besserung der Herzfunktion in der TTE-Kontrolle. Fast alle Gruppen hatten zum Diagnosezeitpunkt erhöhte Troponin¬werte, eine signifikante Abnahme im zeitlichen Verlauf konnte einzig in der AM/IKM-Gruppe ohne EMB-gestützte Therapie beobachtet werden. Insgesamt traten bei 5,7% der untersuchten Patient*innen Komplikationen auf, wovon jedoch keine lebensbedrohlich wurde. Es kann daher aus diesen Daten geschlussfolgert werden, dass die EMB an der Medizinischen Universität Graz mit hoher Sicherheit durchgeführt wird. Bei Patient*innen mit AM und/oder IKM führte die EMB-gestützte Initiierung einer IS-Therapie nicht zu einer besseren Erholung der EF im Vergleich zu Patient*innen ohne IS-Therapie.

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