Selected Publication:
Walter, V.
Einfluss der kieferorthopädischen Behandlung bei Parodontitispatient*innen
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 82
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Wendl Brigitte
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Wimmer Gernot
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einführung:
Der zunehmende Anteil Erwachsener, der aus ästhetischen Gründen eine kieferorthopädische Behandlung wünscht, in Kombination mit der weltweit steigenden Parodontitisprävalenz stellt Kieferorthopäd*innen vor Herausforderungen. Anfänglich wurde lange davon ausgegangen, dass eine kieferorthopädische Behandlung im parodontal reduzierten Gebiss kontraindiziert sei. Unter der Voraussetzung, dass die parodontale Entzündung präkieferorthopädisch unter Kontrolle gebracht wird, können pathologische Zahnstellungen heute erfolgreich behandelt werden. Die Aufgabe liegt nun bei den Kieferorthopäd*innen vor Behandlungsbeginn, beim Vorliegen einer parodontalen Diagnose, diese entsprechend einstufen zu können und anschließend in der interdisziplinären Behandlungsplanung zu berücksichtigen. Diese Entwicklungen geben daher Anlass zur Forschungsarbeit, welchen Einfluss die kieferorthopädische Behandlung im parodontal reduzierten Gebiss nehmen kann. Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, inwiefern die kieferorthopädische Zahnbewegung die parodontale Diagnose bzw. Parameter am Ende der Therapie positiv beeinflusst und welche parodontal diagnostischen und therapeutischen Schritte bei der Aufnahme eines*r Patient*in sowie während der kieferorthopädischen Behandlung notwendig und sinnvoll sind.
Material und Methodik:
Zur Beantwortung der Fragestellung und Erstellung der Arbeit erfolgte eine umfangreiche Literaturrecherche in mehreren Datenbanken. Am Ende des Auswahlverfahrens wurden 58 relevante Artikel in dieser Arbeit im Hauptteil eingeschlossen.
Ergebnisse/Diskussion:
Die Ergebnisse der vorliegenden Literatur zeigen keine negativen Auswirkungen auf parodontale Parameter. Die meisten Studien und Reviews weisen nach der kieferorthopädischen Behandlung von Parodontitspatient*innen auf Verbesserungen bzw. auf ein Ausbleiben negativer Veränderungen der parodontalen Parameter hin. Neben der Optimierung des ästhetischen Erscheinungsbildes und damit einhergehender Verbesserung des Selbstwertgefühles, kann man durch Einstellen einer korrekten atraumatischen Okklusion die Wiederherstellung bzw. Besserung der Kaufunktion und somit eine verbesserte Lebensqualität der Patient*innen erreichen. Zusätzlich ist es heute möglich, durch den Einsatz regenerativer Maßnahmen wie der membrangesteuerten Geweberegeneration (GTR-guided tissue regeneration) unter Verwendung von Knochenersatzmaterialien und Schmelz-Matrix-Proteinen den Behandlungserfolg hinsichtlich der Bildung neuen Attachments zu steigern. Um solche vorteilhaften Ergebnisse zu erreichen, muss die parodontale Diagnose zu Beginn erkannt und ernst genommen werden, damit sie anschließend bei der kieferorthopädischen Behandlung berücksichtigt wird. Bezüglich Diagnose und Vorgehen bei Erstvorstellung der Patient*innen auf der kieferorthopädischen Abteilung, sowie während und nach der Behandlung, konnten in dieser Arbeit Empfehlungen erstellt werden, die im klinischen Alltag unserer Klinik als Leitfaden dienen könnten.
Konklusion:
Es wurden bereits zahlreiche Studien durchgeführt, die eine Verbesserung bzw. ein Ausbleiben negativer Auswirkungen durch die kombiniert parodontal-kieferorthopädische Behandlung auf parodontale Parameter beweisen, jedoch sind diese von mangelnder Qualität und besitzen aufgrund geringer Stichprobenanzahl zahlreiche Limitationen. Durch sehr differente Studienabläufe mit unterschiedlichen Messzeitpunkten und das mehrmalige Fehlen einer Vergleichsgruppe lassen sich die Studienergebnisse generell schwer miteinander vergleichen, und obwohl meistens vorteilhafte Ergebnisse durch eine kombinierte parodontal-kieferorthopädische Therapiewahl vorliegen, ist es schwierig, Aussagen über die Effektivität jedes einzelnen Behandlungsabschnittes zu machen. Daher sind in Zukunft prospektive Studien mit einer großen Anzahl an Proband*innen und einheitlichen Messungen an unterschiedlichen Zeitpunkten der kombinierten kieferorthopädisch-parodontalen Behandlung von Nöten, um einerseit