Gewählte Publikation:
Kuellinger, P.
Harnwegsinfektionen:
Risikofaktor Geschlecht und Alter
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 85
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Feierl Gebhard
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Grisold Andrea
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Hintergrund: Harnwegsinfektionen zählen im medizinischen Alltag zu den häufigsten
bakteriellen Infektionen. Während unkomplizierte Harnwegsinfektionen meist einen
selbstlimitierenden Verlauf zeigen, spielen bei therapiepflichtigen Harnwegsinfektionen
Resistenzen eine immer größere Rolle, mit E. coli als einem der Hauptpathogene. Ebenfalls
eine Rolle im Management von Harnwegsinfektionen spielt das Alter sowie das Geschlecht
der betroffenen Patient*innen. Im Rahmen dieser Arbeit sollen alters- und
geschlechtsspezifische Unterschiede im Aufkommen von Resistenzen analysiert und
dargestellt werden. Anschließend wird die lokale Resistenzlage mit Therapieoptionen aus
aktuellen Leitlinien abgeglichen und auf deren lokale Wertigkeit geprüft.
Methodik: In dieser retrospektiven Datenanalyse wurden alle zur Untersuchung
eingelangten Harnproben von Harnwegsinfekt-Patient*innen des D&F Instituts für Hygiene,
Mikrobiologie und Umweltmedizin aus den Jahren 2016, 2018 und 2020 untersucht.
Eingeschlossen wurden die Geschlechtsgruppen weiblich und männlich sowie alle
vorliegenden Altersklassen. Berücksichtigt wurden nur jene Harnproben, welche in der
durchgeführten Harnkultur E. coli als Keim beinhalteten. Folgend wurden die erhobenen
Resistenzraten anhand der Kriterien Alter, Geschlecht, Einsendequelle und
Untersuchungsjahr erfasst und analysiert.
Ergebnisse: Von den über die drei Vergleichsjahre (2016, 2018, 2020) gesammelten 24.265
HWI-Isolaten stammten 18.449 (76 %) von Frauen. Des Weiteren zeigte sich in den
Altersklassen eine mit zunehmendem Alter steigende HWI-Rate. In der Altersklasse der 70-
79-Jährigen zeichneten sich mit 5.143 Isolaten (21,2 %) die meisten Harnwegsinfekte ab.
Bei Analyse der Resistenzsituation in dieser Studie zeigte sich in allen Altersgruppen sowie
für beide Geschlechter die geringste Resistenzrate für Carbapeneme (Meropenem 0,1 %,
Ertapenem 0,1 %). Für Trimethoprim, bzw. Trimethoprim/Sulfamethoxazol wurden in allen
Untersuchungsjahren bei beiden Geschlechtern Resistenzraten von über 20 % festgestellt.
Im Allgemeinen übertrafen die Resistenzraten der Männer jene der Frauen in allen
Antibiotikagruppen mit Ausnahme von Trimethoprim, bzw.
Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Für Ciprofloxacin wurde eine deutlich erhöhte Resistenz
bei Männern festgestellt. Sie übertraf die Resistenzrate bei Frauen in den
Untersuchungsjahren um durchschnittlich 5,56 %. Für Mecillinam zeichnete sich ein leichter
Anstieg mit steigendem Lebensalter ab, mit maximalen Resistenzwerten von 6,4 % in der
Altersgruppe der 90-99-Jährigen. Für Nitrofurantoin und Fosfomycin ließen sich allgemein
sehr geringe Resistenzraten (unter 1,5 %) beobachten, dabei bestand kein relevanter altersoder geschlechtsspezifischer Unterschied.
Schlussfolgerungen: Im Sinne der Erstlinientherapeutika (Fosfomycin, Mecillinam und
Nitrofurantoin) konnten im Alters- und Geschlechtsvergleich über die Jahre 2016, 2018 und
2020 keine relevanten Resistenzunterschiede gefunden werden. Die aktuellen
Therapieempfehlungen bei Harnwegsinfektionen sind somit derzeit als gesichert und
zutreffend anzunehmen. Weitere Studien sollten in den nächsten Jahren folgen, um
Resistenzentwicklungen von E. coli als Haupterreger von HWI zu beobachten und aktuelle
Therapieleitlinien zu sichern.