Gewählte Publikation:
Rumpf, M.
Anwendung von Dalbavancin bei
Gelenksprotheseninfektionen: eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 50
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Amerstorfer Florian Ludwig
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Zollner-Schwetz Ines
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Gelenksprotheseninfektionen (PJI) sind eine schwerwiegende Komplikation, oftmals verursacht durch Gram positive Bakterien. Dalbavancin, ein Lipoglykopeptid mit einer terminalen Halbwertszeit von >14 Tagen und Wirksamkeit gegenüber Gram-positiven Mikroorganismen, hat eine Zulassung für die Therapie von akuten Haut- und Weichteilinfektionen (ABSSSI). Es wurden bisher nur vereinzelt retrospektive Erhebungen über den Gebrauch von Dalbavancin bei PJIs veröffentlicht. Ziel dieser Studie war es, den Therapieerfolg von Dalbavancin bei PJI von Hüft- und Kniegelenksprothesen nach einem Mindestbeobachtungszeitraum von 1 Jahr dem einer Standard-of-Care (SoC) antimikrobiellen Therapie gegenüberzustellen.
Methoden: Wir erstellten eine retrospektive single-center Studie am LKH-Universitätsklinikum der Medizinischen Universität Graz, Österreich. Es wurden alle Personen in die Studie eingeschlossen, die von Jänner 2017 bis Dezember 2020 aufgrund einer Gelenksprotheseninfektion, verursacht durch Gram-positive Erreger, an der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie der Medizinischen Universität Graz operiert wurden. Es erfolgte die Verwendung der Kriterien der European Bone and Joint Infection Society (EBJIS) zur Diagnose von PJIs. Als Therapieerfolg wurde definiert: fehlende klinische, laborchemische sowie mikrobiologische Anzeichen einer Infektion 1 Jahr nach dem Datum der letzten Operation.
Ergebnisse: 93 Personen wurden in die Studie eingeschlossen. 61/93 Personen (65,6%) hatten Infektionen von Kniegelenksprothesen, die restlichen Personen eine Infektion an einer Hüftgelenksprothese. 29/93 Personen (31,2%) hatten in der Vergangenheit bereits eine Revisionsoperation an der betroffenen Gelenksprothese. Insgesamt entsprachen 48,5% der isolierten Mikroorganismen Koagulase-negative Staphylokokken, 24,2% Staphylococcus aureus, 10,6% Streptococcus spp., 2,3% Enterococcus spp. und 14,4% andere Gram-positive Mikroorganismen. 29/93 Personen (31,2%) erhielten eine Therapie mit Dalbavancin, 64/93 Personen (68,8%) eine SoC antimikrobielle Therapie (27/64 Personen mit Levofloxacin und Rifampicin). Ein Therapieerfolg wurde bei 15/24 Personen (62,5%) in der Gruppe der Dalbavancin Therapie und bei 28/44 Personen (63,6%) in der Gruppe der SoC-Therapie festgestellt (Chi-Quadrat p = 0,926). Bei 25 Personen lag ein lost-to-follow-up vor. In der Gruppe der SoC-Therapie erfolgte bei 12/64 Personen (18,7%) aufgrund der antimikrobiellen Therapie eine Dokumentation wegen Nebenwirkungen (9 Gastrointestinal, 1 allergische Hautreaktion, 1 Tendinopathie, 1 Anämie). Demgegenüber standen 3/29 Personen (10,3%) in der Gruppe der Dalbavancin Therapie mit berichteten Nebenwirkungen (1 Anstieg der Nierenfunktionsparameter, 1 Gastrointestinal, 1 leukozytoklastische Vaskulitis; Fishers Exact p = 0,376).
Schlussfolgerung: In der Behandlung von Gram-positiven PJI Episoden zeigten sich vergleichbare Therapieerfolgsraten nach einem Mindestbeobachtungszeitraum von 1 Jahr zwischen den Gruppen Dalbavancin und SoC. Dalbavancin scheint in der Behandlung von Gram-positiven PJIs eine effektive und sichere Therapieoption darzustellen.