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Gewählte Publikation:

Holy, V.
Therapie der pulmonalen Hypertonie in der COPD – lange überfällig oder gefährlich?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] 1; 2023. pp. 101 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Heinemann Akos
Jandl Katharina
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Die pulmonale Hypertonie ist eine schwerwiegende Komplikation der COPD und führt unbehandelt zu einer rechtsventrikulären Hypertrophie, Rechtsherzinsuffizienz und Tod durch Rechtsherzversagen. Obwohl dadurch eine eindeutige Therapieindikation gegeben ist, gibt es derzeit keine einzige zugelassene Behandlung für die PH-COPD. Die Anwendung von etablierten PAH-Medikamenten zur Behandlung von Patient*innen mit PH-COPD erzielte in verschiedenen klinischen Studien unterschiedliche und zum Teil negative Ergebnisse. Diese Medikamente können bei Patient*innen mit PH-COPD durch ihren Wirkmechanismus nachteilige Auswirkungen auf die Hämodynamik, die körperliche Leistungsfähigkeit, den Gasaustausch und die Outcomes bei dieser Patient*innen-Population haben. Mit dieser Arbeit soll daher die Frage beantwortet werden, ob die Therapie der pulmonalen Hypertonie als Komplikation der COPD wirksam und sicher ist, oder ob von der Behandlung der pulmonalen Hypertonie aufgrund der möglichen Gefahren abgesehen werden sollte. Methoden: Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine systematische Literaturrecherche mittels PubMed (MEDLINE), OvidSP, UpToDate, Pschyrembel Online, Google Scholar und ClinicalTrials.gov durchgeführt. Zusätzlich wurden zur Erstellung der Arbeit die 2022 ESC/ERS Leitlinie für die Diagnose und Behandlung von pulmonaler Hypertonie und der GLOBAL STRATEGY FOR PREVENTION, DIAGNOSIS AND MANAGEMENT OF COPD: 2022 Report verwendet. Ergebnisse: Alle klinischen Studien zu Ambrisentan, Bosentan, Sildenafil, Tadalafil, Riociguat, Iloprost und Treprostinil zeigen keinen eindeutigen Nutzen in der Behandlung der PH-COPD. Das Hauptproblem dieser Studien ist, dass aufgrund unterschiedlicher PH-Definitionen, unterschiedlicher Schweregrade der COPD und der PH, unterschiedlicher Messmethoden (Rechtsherzkatheter vs. Echokardiografie), zu kurzer Laufzeiten, zu kleiner Studienpopulation, fehlender Placebogruppen, unterschiedlicher primärer Endpunkte und unterschiedlicher Dosierungen keine Vergleichbarkeit gegeben ist. Es muss zuallererst eine Patient*innenkohorte definiert werden, die tatsächlich von einer vasodilatierenden Therapie profitieren kann. Dann müssen mit jenen Patient*innen große, multizentrische, randomisierte klinische Studien mit ausreichender Laufzeit und mit dem primären Endpunkt Mortalität durchgeführt werden, um eindeutige Schlüsse daraus ziehen zu können. Des Weiteren sollte in der Forschung ein Hauptaugenmerk auf das vaskuläre Remodelling gelegt werden. Die ECM stellt hierfür einen vielversprechenden Angriffspunkt dar, um über verschiedene Mechanismen das vaskuläre Remodelling bei der PH-COPD zu hemmen und damit das Fortschreiten der PH aufzuhalten. Diskussion: Aufgrund der geringen Studienanzahl und der durchwachsenen Studienergebnisse kann keine allgemeine Empfehlung zur routinemäßigen Anwendung von etablierten PAH-Medikamenten in der Therapie der PH-COPD ausgesprochen werden. Jedoch deuten neuere Studienergebnisse daraufhin, dass Patient*innen mit einer schweren PH – besonders jene mit dem pulmovaskulären Phänotyp – von einer vasodilatierenden Therapie profitieren können. Die Therapieentscheidung sollte dennoch nach individuellem Abwägen des Nutzens und der Risiken getroffen werden. Falls eine Entscheidung für die Therapie getroffen wird, sollte diese nur unter strenger Überwachung und an einem Zentrum mit der notwendigen Expertise erfolgen. Die Therapie der PH-COPD kann unter den falschen Umständen gefährlich sein. Trotz all der Risiken ist auch ein Nicht-Therapieren der PH gefährlich für die Patient*innen, da es sich in der Regel um eine progressive Erkrankung handelt, die mit einer eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit und erhöhten Mortalität einhergeht. Daher ist in diesem Bereich mehr Forschung notwendig – auch im Bereich der extrazellulären Matrix und des vaskulären Remodellings –, um den betroffenen Patient*innen sichere und wirksame Behandlungsmöglichkeiten bieten zu können.

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