Selected Publication:
Leitner, A.
Frauen und koronare Herzkrankheit aus psychiatrisch-psychosomatischer Sicht
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] 1; 2023. pp. 90
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Nickel-Palczynski Marius
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund und Ziele
Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen die führende Todesursache weltweit dar. Der koronaren Herzkrankheit als häufigster dieser Erkrankungen kommt daher epidemiologisch große Bedeutung zu. Unter der koronaren Herzkrankheit versteht man atherosklerotisch bedingte Stenosen der Herzkranzgefäße, die zu einer Minderperfusion der Herzmuskelzellen führen. Das Kardinalsymptom ist die Angina pectoris. Typischerweise lokalisieren Patient*innen dabei einen retrosternalen Schmerz, den sie als dumpf drückendes Engegefühl beschreiben. Die Symptomatik kann einerseits durch körperliche Belastung, andererseits durch emotionalen Stress provoziert werden und verbessert sich in Ruhe und durch die Anwendung von Nitropräparaten. Komplikationen der koronaren Herzkrankheit sind der Myokardinfarkt, der plötzliche Herztod, die Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen.
Während Männer jeder Altersgruppe über die letzten Jahrzehnte eine Abnahme der Mortalität in Bezug auf die koronare Herzkrankheit verzeichnen, ist die Mortalität der Frauen unter 55 Jahren bedenklich hoch.
Die psychiatrisch-psychosomatische Betrachtung der koronaren Herzkrankheit der Frau ist wesentlich, um diese Problematik verstehen zu können, denn es sind unter anderem psychosoziale Aspekte, die diesen Missstand bedingen.
Unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit basiert heutzutage auf dem biopsychosozialen Modell. Neben den allseits bekannten biologischen Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit nehmen psychosoziale Faktoren großen Einfluss auf die Prognose.
Sie wirken sich einerseits indirekt auf das Risiko aus, indem sie mit einem risikobehafteten Lebensstil verbunden sind. Andererseits bedingen sie direkt ein erhöhtes Risiko für eine koronare Herzkrankheit durch dysfunktionale Aktivierung des sympathischen Nervensystems oder neuroendokriner Vorgänge.
Folglich verzeichnen betroffene Patient*innen eine deutlich schlechtere Gesamtprognose.
Zwischen Männern und Frauen kann man in Bezug auf die Häufigkeit und Einflussnahme psychosozialer Risikofaktoren deutliche Unterschiede feststellen. Frauen weisen im Durchschnitt nicht nur eine erhöhte Prävalenz psychosozialer Risikofaktoren auf, sie sind auch vulnerabler in Bezug auf die negativen Auswirkungen dieser Stressoren auf das kardiovaskuläre System.
Die psychiatrisch-psychosomatische Betrachtung der koronaren Herzkrankheit der Frau ist demnach essenziell, um das Krankheitsbild in seiner Gesamtheit erfassen zu können.
Methoden
Diese Literaturarbeit basiert auf einer Recherche in verschiedenen medizinischen Datenbanken sowie Fachbüchern zu den Themen „koronare Herzkrankheit“, „psychosoziale Risikofaktoren“, „Gendermedizin“ und „Folgeprobleme der koronaren Herzkrankheit“.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Zu den psychosozialen Risikofaktoren, die sich auf unser kardiovaskuläres Risiko auswirken, zählen:
•Stress
•Niedriger sozioökonomischer Status
•Belastende Kindheitserfahrungen
•Unzufriedenstellendes soziales Umfeld
•Stressoren am Arbeitsplatz
•Vulnerable Persönlichkeitseigenschaften
•Psychiatrische Krankheiten
Diese Faktoren gehen mit einem erhöhtem kardiovaskulären Risiko einher und müssen daher im medizinischen Alltag neben den somatischen Risikofaktoren Beachtung finden, um die Gesundheit von Patient*innen ganzheitlich fördern zu können.
Die Wechselbeziehung zwischen den somatischen und psychosozialen Aspekten muss zusätzlich auch in Bezug auf mögliche Folgeprobleme der koronaren Herzkrankheit beachtet werden.
Die koronare Herzkrankheit führt zu einem erhöhten Risiko an einer Depression, Angststörung oder Belastungsstörung zu erkranken. Auch diese Wechselbeziehung zwischen biologischen und psychosozialen Faktoren wirkt sich stark negativ auf die Gesamtprognose betroffener Patient*innen aus, weshalb Behandelnde diese dringend in der Betreuung Erkrankter beachten müssen.