Gewählte Publikation:
Berger, M.
Präklinische Versorgung akuter Herzrhythmusstörungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 88
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Beubler Eckhard
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Griesbacher Thomas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Herzrhythmusstörungen sind ein weit verbreitetes Krankheitsbild und nehmen in den Ursachen für eine frühe Mortalität des Menschen einen festen Platz ein. Aus diesem Grund stellen sie auch die medizinisch-präklinische Versorgung häufig vor große Herausforderungen, denn akute Reizbildungs- und Reizleitungsstörungen können lebensbedrohliche Situationen darstellen.
Therapeutisch gibt es die Möglichkeit von vagalen Manövern, einer Intervention mit elektrischem Strom und die pharmakologische Behandlung – auf die in dieser Arbeit ein besonderer Fokus gesetzt werden soll.
Ziel dieser Arbeit ist es, aktuelle pharmakologische Therapiemöglichkeiten in der präklinischen Notfallversorgung zu analysieren, zu evaluieren und zusammenzufassen.
Methoden:
Diese Diplomarbeit beinhaltet die Zusammenfassung einer Literaturrecherche des Themenbereichs der präklinischen Versorgung von Herzrhythmusstörungen auf Basis von aktueller Fachliteratur, aktuellen Reviews, rezenter Guidelines (z.B.: ERC, ESC, DGK) und Online-Datenbanken (z.B.: PubMed, Google Scholar).
Ergebnisse:
Zur pharmakologischen Therapie akuter Herzrhythmusstörungen werden Antiarrhythmika der Klasse I - IV sowie Adenosin, Parasympatholytika, Sympathomimetika, Digitalisglykoside und Elektrolyte (z.B.: Magnesium) verwendet. Die Algorithmen der Guidelines geben ein klares schrittweises Vorgehen, je nach Krankheitsbild (kardiorespiratorisch instabil oder stabil), vor. Bei akuten Tachyarrhythmien gibt es eine deutliche Empfehlung für Adenosin, Amiodaron, Beta-Blocker (z.B.: Esmolol), Calciumkanal-Blocker (z.B.: Diltiazem, Verapamil) und Procainamid als Erstlinientherapie. Reservemittel wie Ajmalin, Ibutilid, Ivabradin, Flecainid, Lidocain und Propafenon können sekundär, aber auch primär bei speziellen Krankheitsbildern, Verwendung finden. Akute bradykarde Herzrhythmusstörungen sollten erstrangig mit Atropin, Adrenalin oder Isoprenalin behandelt werden. Alternativ können auch Aminophyllin, Dopamin, Glucagon und Glycopyrrolat zum Einsatz kommen.
Als wichtige nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten, vor allem bei kardiorespiratorisch instabilen Patienten*innen, sind die elektrische Kardioversion sowie die transkutane Schrittmachertherapie zu nennen.
Diskussion:
Es gibt nach wie vor regionale Unterschiede in der medikamentösen Ausstattung der Notarzteinsatzmittel zur Therapie akuter Herzrhythmusstörungen. Die Literatur gibt jedoch eine eindeutige Behandlungsempfehlung vor, welche auch in der Auswahl der mitgeführten Antiarrhythmika beachtet werden sollte. Folglich wäre ein flächendeckender Mindeststandard antiarrhythmischer Therapeutika sinnvoll.