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Gewählte Publikation:

Dienstbier, B.
Hausärztliche Versorgung in der Covid-19-Pandemie in Österreich Ergebnisse aus einer Patient*innenbefragung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 91 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Paier-Abuzahra Muna
Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Mit der Corona- Pandemie Anfang 2020 wurde die Gesundheitsversorgung vor neue Herausforderungen gestellt: Die COVI-Pat-Studie beleuchtet die medizinische Versorgung während der Covid-19-Pandemie aus Sicht der Patient*innen. Forschungsfrage: Wie beschreiben Patient*innen die medizinische Versorgung (und im speziellen die hausärztliche Versorgung) während der Covid-19-Pandemie in Österreich? Folgende Unterfragen sollen beantwortet werden: 1)Welche Gesundheitsbeschwerden hatten die Patient*innen während der Covid-Pandemie? 2)Hat sich das Sucht- und Gesundheitsverhalten der Patient*innen durch die Covid-Pandemie verändert? 3)Welche Erfahrungen machten Patient*innen in der Gesundheitsversorgung, und im Speziellen mit dem*der Hausärzt*in? Und welche unterschiedlichen Erfahrungen machten Patient*innen im Verlauf der Pandemie mit dem Gesundheitssystem und im Speziellen mit Hausärzt*innen? 4)Wie bewerteten Patient*innen die medizinische Versorgung im Allgemeinen? Methode: Im Zeitraum von 09/2020 – 07/2021 wurden Personen ab 18 Jahren in Österreich mittels eines Online-Fragebogens zu Gesundheitsbeschwerden und –verhalten sowie zu Erfahrungen mit dem österreichischen Gesundheitssystem, speziell zur hausärztlichen Versorgung befragt, welcher über die Homepage der Medizinischen Universität Graz, durch E-Mail-Aussendungen an Ärzt*innen mit abgeschlossener Ausbildung für Allgemeinmedizin, auf sozialen Medien und über persönliche Weitergabe verbreitet wurde. Der Fragebogen wurde von der TU Dresden, entwickelt und für Österreich angepasst. Die statistische Analyse (Gesamtauswertung und quartalsmäßige Auswertung) erfolgte mit Hilfe des Programms IBM SPSS Statistics 27. Ergebnisse: Die Analyse umfasst eine Gesamt-Stichprobe von n=539. Die Teilnehmer*innen waren überwiegend älter als 40 Jahre (65,2 %) und weiblich (66,0 %). Die Coronapandemie stellte für die Teilnehmer*innen teilweise eine zusätzliche physische, sowie psychische Belastung dar. Vor allem Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen waren häufig auftretende Beschwerden. 39,3 % der Befragten fühlten sich häufiger als sonst traurig, lustlos oder antriebslos. In Bezug auf das Sucht- und Gesundheitsverhalten berichten die Befragten Veränderungen durch die Pandemie in Bezug auf Stresspegel, Nikotinkonsum, Alkoholkonsum und Schlaf. Frauen berichten häufiger von einem veränderten Gesundheitsverhalten. Ab dem Quartal Q1/2021 stieg der Anteil an Personen, die von Symptomen wie Niedergeschlagenheit berichten, von 36,3 % (Q4/2020) auf 50,0 % (Q1/2021) stark an. Bei rund 14,1 % der Teilnehmer*innen wurde die Behandlung eines Gesundheitsproblems während der Covid-19-Pandemie von einer Klinik oder einem*r niedergelassenen Arzt*Ärztin abgelehnt. Weiters wurden 31,0 % der geplanten Termine durch Ärzt*innen oder Kliniken verschoben. Die Mehrheit der verschobenen Konsultationen waren Termine bei niedergelassenen Ärzt*innen (66,0 %), wie Zahnärzt*innen (38,3 %), Gynäkolog*innen (17,0 %) und Internist*innen (11,3 %). Vor allem im Zeitraum Q3/2020 (35,7 %) und Q4/2020 (33,3 %) wurden mehr geplante Termine bei niedergelassenen Ärzt*innen oder Kliniken verschoben als in den Quartalen Q1/2021 (11,1 %) und Q2/2021 (15,5 %). 20% der Befragten hatte das Gefühl, dass die medizinische Versorgung während der Corona-Pandemie ausreichend war. Schlussfolgerung: Durch die Corona-Pandemie war die Gesundheitsversorgung in Österreich eingeschränkt und die Betreuung von Patient*innen könnte in gewissen Bereichen nicht adäquat erfolgt sein. Um dies zu bestätigen, müssten weitere Untersuchungen (z.B. Studien zu spezifischen Indikationen) durchgeführt werden. Auf individueller Ebene sollte in der Hausarztpraxis daher verstärkt auf einen veränderten Gesundheitszustand (z.B. psychische Verfassung) geachtet werden. Auf der Gesundheitssystemebene wären ein Monitoring und eine Gesundheitsberichterstattung eine wichtige Maßnahme zur weiteren Beobachtung der Bevölkerung.

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