Gewählte Publikation:
Reiterer, S.
Die Dynamik in der präklinischen Notfallversorgung
Analyse über die Anwendung eines „Vorher-Nachher“-Konzepts in der Einsatzdokumentation anhand des NACA-Scores
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 57
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Eichinger Michael
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Prause Gerhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Fragestellung: In der präklinischen Notfallmedizin werden verschiedenste Scores und Scales zur Einsatzdokumentation herangezogen. Ein anerkannter Score, welcher zur Schweregradeinteilung von Notfallpatient*innen angewendet wird, ist der NACA-Score. Der NACA-Score ist allerdings als „Momentaufnahme“ anzusehen und kann sich während eines Einsatzes durchaus verändern, weswegen am Notärztin-/Notarztstützpunkt Graz-Ost der NACA-Score sowohl bei Erstkontakt mit der*dem Patientin*Patienten (NACA 1) als auch kurz vor der Übergabe im Zielkrankenhaus (NACA 2) erhoben wird. Am Beispiel „Hypoglykämie“ kann dies deutlich gezeigt werden. So präsentieren sich Patient*innen zum Zeitpunkt NACA 1 zumindest somnolent (NACA ≥ IV), was sich im Zuge einer Glukosetherapie durchaus zu NACA II verbessern kann (1). Das Ziel dieser Arbeit ist herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß sich NACA 1 von NACA 2 unterscheidet.
Methodik: Es handelt sich hier um eine retrospektive Kohorten-Analyse, bei der Patient*innen, welche in einem präklinischen Setting notärztlich begleitet wurden, eingeschlossen wurden. Die Daten wurden im Zeitraum von 01. Jänner 2018 bis 31. Mai 2021 am Stützpunkt der Universitätsklinik Graz (Graz-Ost) gesammelt. Die elektronische Einsatzprotokollierung am Stützpunkt Graz-Ost wurde mit der mobilen Dokumentationssoftware MEDEA (ilogs healthcare GmbH, Austria) durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 7372 Einsatzprotokolle mittels Excel-Tabelle aus dem Dokumentationsprogramm MEDEA (ilogs healthcare GmbH, Austria) übermittelt, von denen 4037 Einsatzprotokolle nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien übrigblieben. Nach Abzug doppelt vorhandener Einsätze, konnten 4005 Einsätze für die Datenauswertung herangezogen werden. Diese wurden zudem in unterschiedliche Diagnosegruppen eingeteilt und jeweils zu einer der 3 Kategorien (NACA-Score verbessert, gleichbleibend, verschlechtert) zugeordnet. Bei 18,80% der Einsätze konnte eine Verbesserung und bei 1,20% eine Verschlechterung wahrgenommen werden. Bei 80% der Einsätze zeigte sich keine Veränderung. Im Schnitt waren die Notfallpatient*innen, bei denen sich der NACA-Score verschlechtert hat, 9,1 Jahre älter als jene, bei denen er sich verbessert hat.
Interpretation: Es konnte durchaus eine Dynamik zwischen den beiden erhobenen NACA-Werten beobachtet werden, was ohne Zweifel auf die notärztliche Diagnostik und Therapie zurückzuführen ist. Somit erscheint es sinnvoll, den NACA-Score während des Einsatzes zweimalig (bei Erstkontakt und kurz vor der Übergabe im Zielkrankenhaus) zu erheben. Aufgrund der Subjektivität dieses Scores ist es allerdings fraglich, inwieweit die NACA-Scores unterschiedlicher Einsätze untereinander vergleichbar sind. Hier würde eine gewisse Objektivierung helfen, Daten vergleichbarer zu machen.