Gewählte Publikation:
Hellinger, T.
Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsstruktur, Ernährungsverhalten und Darmmikrobiom bei psychiatrischen Erkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 85
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Bengesser Susanne
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Wagner-Skacel Jolana
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Mit der Erforschung der Darm-Hirn-Achse rückten die Ernährung und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms immer mehr ins Zentrum der Erforschung von psychiatrischen Erkrankungen. Da davon auszugehen ist, dass Patient*innen mit einer diagnostizierten psychiatrischen Erkrankung im Vergleich zu gesunden Personen Veränderungen in ihrer Persönlichkeitsstruktur aufweisen, ist auch diese Komponente diesbezüglich von Bedeutung.
Ziel dieser Diplomarbeit ist die Darstellung der Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeitsstruktur, dem Ernährungsverhalten und der Zusammensetzung des Darmmikrobioms bei psychiatrischen Erkrankungen.
Methodik: Im Rahmen der MOMIC-Studie wurden an den Abteilungen für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin des LKH Graz und des LKH Graz II 63 Patient*innen mit einer psychiatrischen Diagnose und 40 gesunde Kontrollen rekrutiert. Die Patient*innengruppe wurde in drei Untergruppen eingeteilt: Depression (n= 31), Bipolare Störung (n= 13) und Psychose (n= 19). Um die Persönlichkeitsstruktur der Proband*innen zu ermitteln, wurde der OPD-SF verwendet. Das Ernährungsverhalten wurde mittels Mediterranean Diet Score (MDS) festgestellt. Die Mikrobiomanalyse erfolgte durch 16S-rRNA-Sequenzierung. Die Alpha-Diversität des Darmmikrobioms wurde mit Hilfe des Shannon-Index bestimmt. Zum Vergleich der Gruppen wurden Varianzanalysen durchgeführt. Um die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Komponenten festzustellen, wurden Korrelationen berechnet.
Resultate: Beim Vergleich der Gruppen (Kontrollgruppe, Depression, Bipolare Störung, Psychose) konnten bezüglich der Persönlichkeitsstruktur und dem Ernährungsverhalten, gemessen an MDS und BMI, jeweils signifikante Gruppenunterschiede nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Alpha-Diversität zeigten keine signifikanten Gruppenunterschiede. Es zeigte sich eine signifikante positive Korrelation zwischen dem Niveau der Persönlichkeitsstruktur und den Ergebnissen des MDS-Summenscores (p<.05) und eine signifikante negative Korrelation zwischen dem Niveau der Persönlichkeitsstruktur und den BMI-Werten (p<.05). Zwischen den MDS-Summenscore-Werten und dem Shannon-Index konnten keine signifikanten Korrelationen nachgewiesen werden (p>.05). Die Korrelationsanalyse zwischen dem Niveau der Persönlichkeitsstruktur und der Alpha-Diversität des Darmmikrobioms ergab einen signifikanten positiven Zusammenhang (p<.05).
Schlussfolgerung: In Zusammenschau der Ergebnisse dieser Arbeit mit denen von bereits bestehender Literatur kann der Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitsstruktur, dem Ernährungsverhalten und der Zusammensetzung des Darmmikrobioms bestätigt werden. Durch die nachgewiesene Verknüpfung zwischen der Persönlichkeitsstruktur und dem Ernährungsverhalten bzw. dem BMI ergeben sich therapierelevante Rückschlüsse. Eine die Persönlichkeitsstruktur beeinflussende Psychotherapie könnte das Ernährungsverhalten und den BMI von Patient*innen positiv beeinflussen, was sich wiederum positiv auf die Behandlung der psychiatrischen Erkrankung auswirkt. Auch durch die Integration von Ernährungsberatung und sportliche Aktivität in die Therapie könnten Betroffene durch eine Verringerung des BMI profitieren. Um noch präzisere und diagnose-spezifische Aussagen über diese Zusammenhänge treffen zu können, bedarf es umfangreichere Studien.