Gewählte Publikation:
Heigl, C.
PRIMÄRER SPONTANPNEUMOTHORAX BEI FRAUEN UND MÄNNERN
Ein und dieselbe Erkrankung?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 51
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Mykoliuk Iurii
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Smolle-Juettner Freyja-Maria
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung/Hintergrund: Der primäre Spontanpneumothorax betrifft bevorzugt asthenisch gebaute Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Die viel seltener von Spontanpneumothorax betroffenen Frauen weisen nicht den typischen Konstitutionstyp auf. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, herauszufinden, in welchen weiteren Aspekten sich der der primäre Spontanpneumothorax von Männern sich von jenem von Frauen unterscheidet. Untersucht wurden klinische Präsentation, Pathomorphologie sowie Verlauf.
Methoden: In die retrospektive Datenanalyse wurden alle Patient*innen zwischen dem 18. und dem 35. Lebensjahr eingeschlossen, die im Zeitraum von Januar 2005 bis zum März 2021 wegen eines primären Spontanpneumothorax an der Klinischen Abteilung für Thorax- und Hyperbarer Chirurgie der Universitätsklinik Graz in Behandlung waren. An epidemiologischen und klinischen Daten wurden Alter, Größe, BMI, Raucher*innenanamnese, Vor- und Begleiterkrankungen, Laborbefunde, Seitenlokalisation, Art der angewandten Therapie, Komplikationen, stationäre Aufenthaltsdauer, Histopathologie und Rezidivrate erhoben. Die statistische Auswertung erfolgte mittels T-Test für unabhängige Stichproben und Mehrfelder-Chi2-Test.
Ergebnisse: 452 Fälle von primärem Spontanpneumothorax (350 [77%] Männer, 102 [23%] Frauen) waren inkludierbar. Zum Zeitpunkt des ersten Auftretens des Spontanpneumothorax wiesen Frauen mit 25,28 ± 5,76 Jahren ein statistisch signifikant höheres Alter auf als die Männer (23,08 ± 5,39 Jahre). Der durchschnittliche Body Mass Index der Frauen betrug 19,3, bei Männern 20,3 - was für beide Geschlechter Werten im unteren Normbereich entspricht. Bei beiden Populationen waren 56 % Raucher*innen und 44 % Nichtraucher*innen. Bei 39 (38%) der Patientinnen war zum Zeitpunkt des ersten Auftretens die linke Lunge betroffen, bei 63 (62%) die rechte. Demgegenüber war bei 182 (52%) der Männer die linke, bei 166 (48%) die rechte Seite und bei 2 (0,57%) beide Seiten involviert. Die durchschnittliche Drainagedauer (♀: 9,05 ± 5,2 Tage; ♂: 9,76 ± 5,3 Tage) und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus (♀: 9,18 ± 4,71 Tage; ♂: 10,07 ± 5,14 Tage) zeigte zwischen Männern und Frauen keinen statistisch signifikanten Unterschied. Auch für die Art der Vortherapie, der Feststellbarkeit von bullösen Veränderungen im CT bzw. in der Histologie ergab sich kein statistisch signifikanter Geschlechterunterschied, ebensowenig wie für Komplikationen die sich bei 9,8 % der Frauen und bei 14,3 % der Männer entwickelten (p>0,05). 28 % der Frauen und 24 % der Männer entwickelten ein oder mehrere Pneumothoraxrezidive (p>0.05). Auch der zeitliche Abstand zwischen der ersten und einer allfälligen zweiten bzw. der zweiten und einer allfälligen dritten Spontanpneumothoraxepisode zeigte keine geschlechts-spezifischen Unterschiede. Auffällig war dagegen – so wie bei der Erstmanifestation die Häufung der Rezidivinzidenz rechts bei den Frauen (71%) gegenüber 25% links, 4% fanden sich beidseits. Bei den Männern waren die Rezidive mit 44% rechts bzw. links gleichmäßig verteilt, 12% hatten bilaterale Rezidive. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist im Mehrfelder-Chi2-Test signifikant (p = 0,038).
Diskussion: In dieser kleinen Studienpopulation ließ sich die statistisch signifikant höhere Inzidenz des primären Spontanpneumothorax bei Männern bestätigen. Frauen waren dagegen bei der Erstmanifestation des Pneumothorax statistisch signifikant älter als Männer und wiesen sowohl primär als auch bei Pneumothoraxrezidiven signifikant häufiger Befall der rechten Seite auf, wogegen die beiden Lungen bei den Männern gleich häufig betroffen waren. Die Ursache für diese Unterschiede ist nicht geklärt und bedarf weiterer Analysen, zumal alle übrigen untersuchten Parameter keine statistisch signifikanten, geschlechtsspezifischen Unterschiede aufwiesen.