Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Andlar, S.
Vergleich der Rezidivhäufigkeit des nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms nach transurethraler Blasenresektion in Allgemeinnarkose vs. Spinalanästhesie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 67 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Hutterer Georg
Mischinger Johannes
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung und Zielsetzung Die transurethrale Resektion der Blase (TURB) repräsentiert den Goldstandard in der Therapie des nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms (NMIBC) und kann in Allgemeinnarkose oder Spinalanästhesie durchgeführt werden. Rezente Studien, welche großteils kleinere Kollektive beinhalteten, wiesen auf einen Vorteil der Spinalanästhesie in Bezug auf die Entwicklung von Rezidiven hin. Ziel dieser retrospektiven Arbeit ist es anhand eines großen Patient*innenkollektives zu untersuchen, ob die Anästhesieform bei erst-beschriebener TURB einen Einfluss auf das Auftreten von Rezidiven oder Progression hat oder, ob andere klinische Faktoren relevanter sind. Material und Methoden In dieser retrospektive monozentrische Vergleichsstudie wurden primär all jene Patient*innen eingeschlossen, bei denen zwischen 08.01.2010¬¬ und 02.02.2018 an der Universitätsklinik für Urologie der Medizinischen Universität Graz ein NMIBC im Rahmen einer erstmalig dokumentierten TURB diagnostiziert wurde. Nach Anwendung der Ausschlusskriterien verblieben 1096 Patient*innen in der Kohorte. Aus dem Krankenhausinformationssystem wurden die Anästhesieform und weitere klinische Parameter entnommen und mittels Statistikprogramm SAS JMP 15.0 analysiert. Zur Beurteilung der Komorbiditäten wurde der Charlson-Comorbidity-Index (CCI) eingesetzt. Ergebnisse Von 1096 Patient*innen wurden 678 (62%) in Allgemeinnarkose und 420 (38%) in Spinalanästhesie operiert. Patient*innen der Spinalanästhesiegruppe waren im Median älter (p<0,0001), wiesen mehr Packyears (0,0282) und häufiger einen CCI ≥4 (p<0,0001) auf als Patient*innen in der Allgemeinnarkosegruppe. Von 975 Untersuchten, die keine BCG-Therapie erhalten hatten, entwickelten 180 (18%) ein Rezidiv, welches im Median nach 13 Monaten (IQA=8–27) auftrat. Der CCI wurde als Risikofaktor für die Entstehung eines Rezidivs identifiziert (OR=1,07; p=0,0151). Die Kaplan-Meier-Analysen zeigten für den CCI ab einem Cut-off von ≥4 bei der Erstresektion (p=0,0112) ein statistisch signifikant höheres Rezidivrisiko. Mit Fokus auf die Anästhesieform, den Nikotinabusus oder die 2020 EAU-Risikogruppeneinteilung konnte hingegen kein signifikanter Unterschied bezüglich der Rezidiventwicklung festgestellt werden. Während der CCI (OR=1,1; p=0,0223) mit einer Steigerung des Progressionsrisikos assoziiert wurde, senkte die Durchführung einer unmittelbar postoperativen Chemoinstallation (OR=0,6; p=0,0180) dieses signifikant. In der Kaplan-Meier-Analyse konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den 2021-EAU-Risikogruppen (p=0,0441) für die Wahrscheinlichkeit der Progressionsentwicklung gezeigt werden. Die Gruppe der Low-Risk-Patient*innen wies dabei das höchste Progressionsrisiko auf. Zusammenfassung Im Rahmen unserer Studie konnte keine statistisch signifikante Assoziation der Anästhesieform (Allgemeinnarkose vs. Spinalanästhesie) mit der Rezidiv- bzw. Progressionshäufigkeit festgestellt werden. Die im Vergleich zu anderen Studien niedrige Rezidivrate (18%) könnte auf ein gründlicheres operatives Vorgehen bzw. konsequenteres postoperatives Chemoinstallations- und Nachsorgemanagement in unserem Gesundheitssystem zurückzuführen sein. Das retrospektive Studiendesign, sowie die Tatsache, dass einige klinische Parameter nur unvollständig erhoben werden konnten und die Risikogruppenanalyse hierdurch nur eingeschränkt aussagekräftig ist, limitieren unsere Studie. Prospektive randomisierte Studien wären in Zukunft nötig, um die Rolle der Anästhesieform in der Rezidiv- und Progressionsentwicklung des NMIBC besser beurteilen zu können.

© Med Uni Graz Impressum