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Gewählte Publikation:

Mohl, M.
Epidemiologie, Nebenwirkungen und Therapie des Abusus von anabolen androgenen Steroiden Ein Überblick zur aktuellen Studienlage
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 103 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Pilz Stefan
Trummer Christian
Altmetrics:

Abstract:
Anabole Androgene Steroide (AAS) sind Abkömmlinge des Sexualhormons Testosteron, und stellen eine Wirkstoffklasse der Anabolika dar. Der Missbrauch dieser Substanzen in der männlichen Allgemeinbevölkerung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und wird als verstecktes Public Health Problem angesehen. Das Wissen über die Nebenwirkungen von AAS und deren Therapiemöglichkeiten ist begrenzt, da kaum klinische Forschung auf diesem Gebiet existiert. Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine systematische Literaturrecherche in der Datenbank Pubmed durchgeführt, um die aktuelle Datenlage hinsichtlich der Häufigkeit des AAS-Konsums innerhalb der Allgemeinbevölkerung, der Nebenwirkungen, welche durch den Konsum von AAS entstehen können, sowie der Therapiemöglichkeiten dieser aufzuzeigen. Die Recherche wurde auf relevante Artikel der letzten 20 Jahre beschränkt, deren Ergebnisse in der Arbeit dargestellt und anschließend diskutiert wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebenszeitprävalenz des AAS-Konsums der männlichen Allgemeinbevölkerung weltweit wahrscheinlich bei 1 bis 5 % liegt, und diese deutlich höher im Vergleich zu Frauen ist (>50:1). Hinsichtlich der Nebenwirkungen dieser Substanzen, gibt es starke Evidenz, dass exogene AAS zu einem Anabolic Steroid Induced Hypogonadism führen, welcher bei 40 % der Männer zu einer Hypospermatogenese führt. Weiters zeigt sich, dass der AAS-Abusus mit kardiovaskulären, neuropsychiatrischen und muskuloskelettalen Nebenwirkungen sowie mit Pathologien der Haut- und Hautanhangsgebilde in Verbindung steht. Die Literatur weist Unsicherheiten auf, ob Nebenwirkungen auf die Niere sowie auf die Prostata bestehen bzw. ob gewisse AAS-Präparate eine Hepatotoxizität aufweisen. Es existieren Therapieempfehlungen für das Management von männlichen Patienten, die bereit sind, ihren AAS-Konsum einzustellen. Hierbei werden für eine definierte Patientengruppe Therapieschemata mit selektiven Östrogenrezeptormodulatoren, humanem Choriongonadotropin sowie Aromatasehemmern als Off-Label-Use Therapeutika empfohlen. Zusätzlich werden Therapiemaßnahmen für AAS-induzierte Gynäkomastie, sexuelle Funktionsstörungen und Polyzythämie sowie für die AAS-Abhängigkeit und das AAS-Entzugssyndrom angeführt. Kaum behandelt wurden die langfristigen Nebenwirkungen des Androgen-Konsums bzw. Bewertungen und Vergleiche der diesbezüglichen Therapien. Weitere Langzeitbeobachtungsstudien zur Ermittlung der mit dem AAS-Abusus verbundenen langfristigen Gesundheitsrisiken, sowie Interventionsstudien zu den Therapiemöglichkeiten sollten in zukünftigen Forschungsarbeiten adressiert werden.

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