Gewählte Publikation:
Celedin, N.
Das „Mirror Syndrome“ – eine seltene Komplikation nach intrauterinen Eingriffen bei feto-fetalem Transfusionssyndrom
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 46
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Greimel Patrick
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Klaritsch Philipp
- Altmetrics:
- Abstract:
- Fragestellung:
Das Mirror Syndrom, auch bekannt unter dem Synonym „Ballantyne Syndrom“, ist
eine ätiologisch weitgehend ungeklärte und heterogene Erkrankung während der
Schwangerschaft. Es wird durch das Vorhandensein von maternalen Ödemen in
Zusammenhang mit fetalem und plazentarem Hydrops definiert. Bislang wurden nur
relativ wenige Fälle beschrieben. Gelegentlich wurde der Zusammenhang mit einer
Präeklampsie hergestellt, da die Symptome nicht eindeutig zu differenzieren sind.
Generalisierte Ödeme, Bluthochdruck, exzessive Gewichtszunahme über eine sehr
kurze Zeit und Proteinurie kommen klassischerweise im Rahmen einer
Präeklampsie als auch beim Mirror Syndrom vor. Typisches
Unterscheidungsmerkmal ist hier die beim Mirror Syndrom vorkommende
Hämodilution. Mehrere mögliche Ursachen für ein Mirror Syndrom wurden bisher
beschrieben. Im Speziellen soll bei dieser Arbeit auf das feto-fetale
Transfusionssyndrom (twin-to-twin transfusion syndrom = TTTS) eingegangen
werden, bei dem dieses Krankheitsbild auch beobachtet werden kann. Diese Arbeit
soll eine systematische Aufarbeitung der Literatur ermöglichen, um
Pathomechanismen besser zu interpretieren.
Methodik:
Es handelt sich um eine retrospektive Datenanalyse von insgesamt 19 Fällen, bei
denen ein Mirror Syndrom im Zusammenhang mit dem Auftreten oder der
Behandlung eines TTTS beschreiben wurde. Dafür wurde mittels PubMed eine
Literaturrecherche durchgeführt. Inkludiert werden alle Fälle auf Englisch oder
Deutsch innerhalb des Zeitraumes von 2000 bis 2020. Für die Literaturrecherche
werden folgende Schlagwörter verwendet: Mirror Syndrome, Ballantyne syndrome,
triple edema, maternal hydrops, hydrops fetalis, TTTS, pregnancy complications,
hypertension pregnancy induced, fetoscopic laser treatment. Zusätzlich wurden vier
eigene Fälle miteinbezogen.
Hauptzielgrößen sind Art des Eingriffes, Drainagevolumen, maternales
Hämoglobin, Hämatorkit, S-Albumin, postoperativer Hämatokrit-Abfall, Outcome
der Feten.
Ergebnisse:
Es konnte bei den inkludierten Fällen ein Abfall des maternalen Hämoglobins,
Hämatokrits und Albumins mit Entwicklung einer Hämodilution postoperativ
beobachtet werden. Zu den Eingriffen, die dafür mitauslösend zu sein scheinen,
zählen die fetoskopische Laserphotokoagulation und die Amniodrainage. Da das
drainierte Volumen nicht bei allen Patientinnen, bei denen eine Amniodrainage
durchgeführt wurde, erhebbar war, konnte leider kein signifikanter Zusammenhang
mit der Menge des abgeleiteten Fruchtwassers und der Entwicklung eines Mirror
Syndroms hergestellt werden. Der postoperative Hb-Abfall kann hinweisgebend für
eine mögliche Entwicklung des Mirror Syndroms sein.
Schlussfolgerung:
Die Vermutung kann aufgestellt werden, dass es sich bei der maternalen
Hämodilution nach Therapie eines TTTS um eine eigenständige Entität handelt, die
vom Mirror Syndrom abgegrenzt werden sollte und wohl besser als „amniodranage-induced circulatory dysfunction“ zu bezeichnen wäre.