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Selected Publication:

Schindelwig, A.
Internistische und kardiologische Ursachen für die Nykturie geriatrischer Patientinnen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 54 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Tamussino Karl
Altmetrics:

Abstract:
Die Nykturie wurde viele Jahre lang als ein Symptom des Altwerdens abgetan. Als man herausfand, wie groß der Leidensdruck der PatientInnen ist und wie groß die Konsequenzen für das Gesundheitssystem, begann man, die Ursachen zu erforschen. Hierbei stieß man zu Beginn des Jahrhunderts auf einen interessanten Zusammenhang. Bei den Menschen mit häufiger Nykturie und großen Harnmengen in der Nacht wurde festgestellt, dass – im Vergleich zu Gesunden – das antidiuretische Hormon in der Nacht vermindert ist. So wurde versucht, dieses durch ein synthethisch hergestelltes Analogon, das Vasopressin, zu ersetzen, was jedoch teilweise fatale Folgen hatte und vor allem bei älteren Frauen zu massiven Elektrolytentgleisungen führte. Des Weiteren wurden im Laufe der Zeit einige Korrelationen mit internistischen Erkrankungen gefunden, unter anderem der Herzinsuffizienz. Physiologisch betrachtet hat ADH die Funktion, den Wasserhaushalt im Körper stabil zu halten, indem in der Niere Natrium und Wasser rückresorbiert werden. Bei ADH-Mangel werden bis zu 20 Liter Wasser täglich ausgeschieden, das klinische Bild eines Diabetes insipidus. Beim Vorliegen einer Herzinsuffizienz kann es zu Flüssigkeitsstauungen in die Lunge und ins Gewebe kommen. In der Nacht wird die Flüssigkeit rückresorbiert und wieder ins Gefäßsystem aufgenommen, wodurch es im Herzen zu einer erhöhten Volumsbelastung kommt. Die dadurch ausgeschiedenen natriuretischen Peptide unterdrücken die ADH-Ausschüttung und es kommt zu einer vermehrten Harnausscheidung. Folgen häufiger Nykturie sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Depressionen, erhöhte Sturzgefahr und eine generelle erhöhte Morbidität und Mortalität. Im Rahmen einer klinischen retrospektiven Studie mit multimorbiden geriatrischen Patientinnen mit Harninkontinenz wurde versucht, den Zusammenhang zwischen häufiger Nykturie und sowohl klinischen als auch laborchemischen Zeichen der Herzinsuffizienz nachzuweisen. Aufgrund diverser Faktoren, die am Ende der Arbeit diskutiert werden, konnte statistisch kein klarer Zusammenhang festgestellt werden. Es konnte allerdings aufgezeigt werden, wie häufig geriatrische Patientinnen mit verschieden stark ausgeprägter Herzinsuffizienz durch Harninkontinenzsymptome sowohl am Tag als auch in der Nacht betroffen und in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind. Die Tatsache, dass Patientinnen mit Herzinsuffizienzanzeichen erhöhte NT-proBNP Werte aufweisen, konnte bestätigt werden. Für zukünftige Studien sollten Komorbiditäten und Prämedikation der zu untersuchenden PatientInnen verstärkt berücksichtigt werden, um die pathophysiologischen Grundlagen der Nykturie älterer Menschen noch besser zu verstehen und eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

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