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Gewählte Publikation:

Kern, J.
Pharmakologische Therapie schwangerschaftsspezifischer Erkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 63 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Beubler Eckhard
Altmetrics:

Abstract:
Bereits während der Schwangerschaft wird der Grundstein für die Gesundheit des Fetus gelegt, jeglicher schädliche Einfluss sollte vermieden werden. Mit dem Einsatz von Medikamenten gilt es daher vorsichtig umzugehen, nicht zuletzt aufgrund der oft unzureichenden Datenlage. Zudem muss die Veränderung der Pharmakokinetik und -dynamik während der Schwangerschaft bedacht und die Dosierung der Medikamente eventuell angepasst werden. In der sensiblen Phase der Organogenese ist das Risiko für eine Schädigung der Frucht durch Teratogene darüber hinaus am größten. Beim Auftreten schwangerschaftsspezifischer Erkrankungen wie Hyperemesis gravidarum, hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, Gestationsdiabetes, peri- und postpartaler Depression, Schwangerschaftscholestase und -dermatosen ist eine medikamentöse Therapie aber häufig unumgänglich, um eine Aufrechterhaltung der Schwangerschaft gewährleisten zu können. Ein sorgsames Abwägen von Nutzen und Risiko der medikamentösen Therapie ist hierbei besonders wichtig. Weitere wichtige Aspekte im Rahmen der Behandlung schwangerschaftsspezifischer Erkrankungen sind Prävention sowie nicht medikamentöse Therapiemaßnahmen. Sie sollten die Basis der Behandlung bilden. Erst im nächsten Schritt kommen Medikamente zum Einsatz. Hierbei haben sich in der Therapie von Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen vor allem Antihistaminika bewährt. Bei den Antihypertensiva werden Labetalol, Nifedipin und Methyldopa bevorzugt eingesetzt. In der Behandlung des GDM wird primär Insulin eingesetzt, für peri- und postpartale Depression gelten SSRI als am besten untersuchtes Medikament. Die First- Line Therapie der Schwangerschaftscholestase ist UDCA, schwangerschaftsspezifische Dermatosen werden bevorzugt mit topischen Kortikosteroiden und systemischen Antihistaminika behandelt. Die Einstufung dieser Medikamente als Arzneimittel der 1. Wahl basiert auf deren Sicherheit, dem Erfahrungsumfang in der Vergangenheit sowie der Häufigkeit des Auftretens von mütterlichen und fetalen Komplikationen. Darüber hinaus ist die Schwere der Erkrankung ausschlaggebend für die Wahl des Arzneimittels und das jeweilige Stufenschema muss beachtet werden. Trotz der vielen Aspekte, die es in diesem Zusammenhang zu beachten gilt, hat die medikamentöse Therapie einen hohen Stellenwert in der Behandlung der schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen. Sie kann schwerwiegenden Komplikationen vorbeugen und eine Frühgeburt mit all ihren Risiken verhindern bzw. die Geburt hinauszögern. An dieser Stelle sei zudem erwähnt, dass die letztmögliche Maßnahme einer nicht beherrschbaren Erkrankung in der Schwangerschaft je nach ihrem Fortschritt immer die Geburt bzw. ein Schwangerschaftsabbruch ist. Dies unterstreicht den Nutzen der medikamentösen Therapie in der modernen Medizin.

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