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Gewählte Publikation:

Burgmann, S.
Primärversorgungsreform in Österreich: Entwicklung von Tools, Priorisierung von Policy-Zielen und Einflussfaktoren auf die Entscheidung zur Tätigkeit in einer Primärversorgungseinheit
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] Medizinische Universität Graz; 2023. pp. 215 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Mayerl Hannes
Paier-Abuzahra Muna
Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Mit dem Beschluss der Primärversorgungsreform 2013 wurde die Etablierung von Primärversorgungseinheiten (PVE), die sich durch interprofessionelle Teamarbeit kenn-zeichnen, forciert. Nationale Herausforderungen der Reform sind ein Mangel an Hausärztin-nen/Hausärzten, hohe strukturelle Anforderungen an Allgemeinmediziner:innen als Grün-der:innen von PVE und Reformziele von geringem Detailgrad. Dementsprechend werden ers-tens praktikable Tools als Unterstützung für Gründer:innen von PVE entwickelt. Zweitens wer-den prioritäre Ziele für die Primärversorgungsreform durch die Einschätzung der von der Re-form betroffenen Personengruppen identifiziert. Drittens sollen Einflussfaktoren für die Tätig-keit in PVE von Allgemeinmedizinerinnen/-medizinern ohne Kassenvertrag als potenzielle PVE-Hausärztinnen/Hausärzte erhoben werden. Daraus können Ansatzpunkte für weitere Maßnahmen der Primärversorgungsreform identifiziert werden. Methode: Die Entwicklung von Tools für PVE-Gründer:innen, um im Gründungsprozess die essenziellen regulatorischen und organisationalen Aspekte zu adressieren, erfolgte auf Basis einer Dokumentenanalyse österreichischer Regulatorien und Konzepte. Zwölf Ziele für die Primärversorgungsreform wurden durch einen Konsensusprozess basierend auf nationalen und internationalen Dokumenten definiert. Eine Fragebogenerhebung zur Bewertung der Re-levanz und Umsetzbarkeit durch Stakeholderinnen/ Stakeholdern und von der Primärversor-gungsreform Betroffenen dient der Priorisierung vorab definierter Reformziele. Die Auswertun-gen der Antworten erfolgten in Bezug auf Häufigkeiten sowie als Gruppenvergleich (Kontin-genzanalyse). Offene Anmerkungen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Um förderliche und hemmende Faktoren bezüglich der Tätigkeit in PVE von Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern ohne Kassenvertrag zu explorieren, wurden leitfadengestützte problemzentrierte Interviews mit diesen geführt und die Transkripte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach May-ring ausgewertet. Ergebnisse: Drei anwendungsorientierte Tools für PVE-Gründer:innen wurden entwickelt. Dazu zählen eine Vorlage für ein Versorgungskonzept und eine Checkliste, um gesetzliche Vorgaben entlang von Best-Practice-Kriterien zu erfüllen. Eine Readiness-Checkliste als Selbstassessment-Tool inklusiver automatisiert entstehender Netzdiagramme dient der Dar-stellung der organisationalen Ausgestaltung und Leistungen der PVE im Entwicklungspro-zess. Für die Primärversorgungsreform prioritäre und als umsetzbar zu erachtende Ziele sind die Verankerung adäquater Pflichtpraktika in der Primärversorgungspraxis während des klinisch-praktischen Jahres und der Ausbildung zum:zur Allgemeinmediziner:in sowie der Ausbau uni-versitärer Institute für Allgemeinmedizin. Ebenfalls hochrelevant, jedoch schwieriger umzuset-zen sind die Etablierung eines attraktiven Honorierungsmodells, der vermehrte Einsatz von Pflegeexpertinnen und -experten wie Advanced Practice Nurses in der Primärversorgung so-wie eine umfassende und transparente Erfassung der Prozess- und Ergebnisqualität. Aus den Interviews mit zwölf Allgemeinmedizinerinnen/-medizinern ohne Kassenvertrag wur-den insgesamt 41 Kategorien, davon 21 förderliche und 20 hemmende Faktoren, identifiziert. Die meisten förderlichen Faktoren waren auf der Mikroebene zu finden wie etwa inter- und intraprofessionelle Zusammenarbeit im Team sowie eine gute Work-Life-Balance. Hemmen-den Faktoren finden sich häufiger auf der Makroebene in den Anforderungen rund um den PVE-Gründungsprozess, die Unternehmensführung sowie in den Rahmenbedingungen wie z. B. die unattraktiven Vergütungsmechanismen (Systemebene). Fazit: Es braucht ein abgestimmtes Vorgehen aller relevanten Stakeholder mit Fokus auf alle Ebenen. Systembasierte Maßnahmen wie Gatekeeping und teambasierte Honorierung haben das Potenzial Arbeitsbedingungen in der Praxis verbessern und die Rolle der Primärversor-gung im Gesundheitssystem zu stärken. Beratungsleistunge

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