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Gewählte Publikation:

Polak, A.
Intrathekale IgM-Synthese und Krankheitsprogression bei Multipler Sklerose
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 70 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Khalil Michael
Pichler Alexander
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten chronisch entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Die klinische Präsentation ist sehr heterogen und der Verlauf sowie die Prognose der Erkrankung weisen ausgeprägte interindividuelle Unterschiede auf. Die intrathekale Immunglobulinsynthese gilt als Merkmal für die MS. Rezente Studien haben ergeben, dass der Nachweis intrathekaler IgM-Synthese (ITMS) mit einem fulminanteren Krankheitsverlauf einhergeht und sich somit als potenzieller prognostischer Marker eignen könnte. Ziel dieser Arbeit ist es, klinische Unterschiede zwischen Patient*innen mit und ohne intrathekaler IgM-Synthese zu untersuchen und den prognostischen Wert der ITMS in Bezug auf den Krankheitsverlauf zu beleuchten. Methoden: Im Zuge dieser Studie wurden die klinischen und laborchemischen Daten von 215 Patient*innen, welche ein Ereignis suspekt auf MS verzeichneten, retrospektiv untersucht. Die Patient*innen wurden in Patient*innen mit und ohne intrathekaler IgM-Synthese gruppiert und es erfolgte ein Vergleich klinischer und laborchemischer Parameter mittels Mann-Whitney-U-Test. Das Risiko, einen zweiten Schub zu erleiden, wurde mittels Kaplan-Meier-Kurve analysiert. Zur Berechnung der Korrelation einzelner Parameter wurde der Spearman-Rank-Koeffizient herangezogen. Der ITMS-Nachweis erfolgte quantitativ mittels Reiberdiagramm. Ergebnisse: Innerhalb der Gesamtkohorte wiesen 12.6% (27/215) der Patient*innen eine ITMS, quantifiziert nach Reiber, auf. Im Vergleich zur ITMS-negativen Vergleichsgruppe erkrankten ITMS-positive Patient*innen im Median 4.0 Jahre früher [33.0 vs. 29.0 (p= 0.043)] und wiesen zum Zeitpunkt der letzten Visite einen im Median niedrigeren Expanded disability status scale (EDSS) auf [1.0 vs. 0.0 (p= 0.008)]. Der IgM-Index korrelierte schwach negativ mit dem Erkrankungsalter (ρ= -0.127, p= 0.06) sowie dem EDSS zum Zeitpunkt der letzten Visite (ρ= -0.141, p= 0.039). Die Kaplan-Meier-Analyse ergab für ITMS-positive Patient*innen (p= 0.98) kein erhöhtes Risiko, einen 2. Schub zu erleiden. Diskussion: In dieser Arbeit konnten signifikante Unterschiede zwischen ITMS-positiven und ITMS-negativen Patient*innen unter Verwendung der quantitativen Bestimmung nach Reiber festgestellt werden. Das jüngere Erkrankungsalter könnte in einer erhöhten Krankheitsaktivität bei Patient*innen mit intrathekaler IgM-Synthese und daraus resultierend einer früheren klinischen Manifestation begründet sein. Die Frage, inwieweit sich die ITMS auf den Behinderungsgrad und die Krankheitsprogression auswirkt, konnte in dieser Studie nicht hinreichend geklärt werden. Zur Beurteilung der ITMS als prognostischen Biomarker sind weitere Studien notwendig.

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