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Gewählte Publikation:

Kraxner, S.
Therapeutische Beeinflussung des Darmmikrobioms bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 151 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Farzi Aitak
Schicho Rudolf
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Colitis ulcerosa und Morbus Crohn führen zu einer chronischen Entzündung des Gastrointestinaltrakts und nehmen weltweit in ihrer Inzidenz zu. Der Mechanismus, der zur Erkrankung führt, ist nicht vollkommen klar. Vermutet wird eine komplexe Interaktion zwischen dem Darmmikrobiom, dem Immunsystem, dem Darm selbst und Umwelteinflüssen, welche zu einer Störung der Homöostase führen. Die bis jetzt angewendeten, verfügbaren Medikamente zeigen nicht immer einen gewünschten dauerhaften Behandlungserfolg. Probiotika und die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) könnten das Darmmikrobiom positiv beeinflussen und stellen potenzielle zukünftige Therapieoptionen in der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen dar. Ziel: Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine Übersicht aktueller Studien zur Wirksamkeit der FMT bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und deren Einfluss auf das Darmmikrobiom, sowie eine Zusammenfassung der derzeitigen Studienlage der Effektivität von Probiotika, zu erstellen. Methoden: Es erfolgte eine Literaturrecherche mithilfe der Datenbank „PubMed“. Zur Recherche zum Thema FMT wurden die Suchbegriffe „FMT and IBD“, „FMT and Crohn“, „FMT ulcerative“, „FMT CD“ und „FMT UC“ verwendet. Reviews und Metaanalysen wurden hierbei nicht miteinbezogen. Zum Thema Probiotika wurde eine aktuelle systematische Metaanalyse zusammengefasst. Ergebnisse: Probiotika: Die systematische Metaanalyse zeigte eine statistisch signifikante Effektivität von Probiotika, Präbiotika und vor allem Synbiotika, bei einer Dosis von 1010-1012 koloniebildenden Einheiten (CFU) pro Tag. Eine signifikante Effektivität wurde in der Verwendung von zwei oder mehreren Stämmen, sowie in der Verwendung der Stämme Bifidobacterium und Lactobacillus, erzielt. FMT: Insgesamt wurden 18 Studien zur Colitis ulcerosa und 7 Studien zum Morbus Crohn analysiert. Zwischen den Studien liegen starke Unterschiede im Aufbau, in der Methodik und den Fragestellungen vor, sodass ein Vergleich zwischen diesen erschwert wurde. Es zeigten sich gemischte Ergebnisse: In einigen Studien war die FMT sehr erfolgreich – vor allem bei der Colitis ulcerosa – oder zeigte zumindest Teilergebnisse, während die FMT in anderen Studien keine Wirksamkeit zeigte. Konklusion: Probiotika: Die Kombination aus klassischer Pharmakotherapie mit bestimmten Pro-, Prä-, oder Synbiotika scheint aus heutiger Sicht einen potenziellen therapeutischen Benefit erzielen zu können. FMT: Es herrscht noch ein großer Bedarf an randomisiert-kontrollierten, doppelblinden Studien, mit einer größeren Anzahl an Proband*innen. Damit verbunden sollten in Zukunft mehrere Analysen zur Spender*innenauswahl, zur Methodik der FMT und zur Zusammensetzung des Darmmikrobioms der Patient*innen und Spender*innen durchgeführt werden, um ein erfolgversprechendes, standardisiertes Verfahren zur FMT etablieren zu können.

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