Gewählte Publikation:
Tratter, T.
Demenzpatient*innen im Allgemeinkrankenhaus
Implikationen für die Versorgung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 92
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Baranyi Andreas
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- Abstract:
- Einleitung: Dementielle Erkrankungen werden aufgrund der demographischen Entwicklung, die mit einer höheren Lebenserwartung einhergeht, in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen. Da das Alter den Hauptrisikofaktor für die Entwicklung einer Demenz darstellt, wird sich auch der Anteil von Patient*innen, die mit der Nebendiagnose Demenz im Allgemeinkrankenhaus therapiert werden, erhöhen. Daraus resultiert die folgende Forschungsfrage: „Welche Implikationen sind für die Versorgung von Demenzerkrankten im Allgemeinkrankenhaus von Relevanz?“
Methoden: Die Arbeit ist das Ergebnis einer narrativen Literaturrecherche. Diese wurde mithilfe der Literaturdatenbanken PubMed und Google Scholar durchgeführt. Außerdem wurden Informationen aus Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften und medizinischen Lehrbüchern zur Erstellung dieser Arbeit heranzogen. Es werden ausgewählte Themenbereiche dargestellt, die für die Versorgung von Demenzerkrankten im Allgemeinkrankenhaus von Relevanz sind.
Ergebnisse: Um die Versorgungsqualität für Demenzpatient*innen in Allgemeinkrankenhäusern zu gewährleisten, sind multiple und interdisziplinäre Maßnahmen notwendig, um die individuellen und spezifischen Bedürfnisse eines Menschen mit Demenz zu befriedigen. Die Miteinbeziehung von Bezugspersonen bzw. pflegenden Angehörigen im Zuge des stationären Aufenthaltes als Bindeglied und Informationsquelle ist essenziell für eine gute Versorgung von Demenzpatient*innen. Bei stationärer Aufnahme zählen zu den medizinischen Aufgaben, neben der Ermittlung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch gezielte Anamnese (insbesondere sind fremdanamnestisch erhobene Informationen von wesentlicher Bedeutung), auch die Detektion von Gedächtnisstörungen durch geeignete diagnostische Testverfahren. Besonders durch das rechtzeitige Hinzuziehen von psychiatrischen Konsiliar- bzw. Liaisondiensten kann die Versorgungsqualität oftmals verbessert werden. Ein weiterer Aspekt stellt die psychopharmakologische Therapie mittels Antidementiva dar und die Behandlung von demenzassoziierten herausfordernden Verhaltensweisen (BPSD). Nicht-pharmakologische Interventionen sollten, falls ausreichend, bei der Therapie von BPSD-Symptomen das Mittel der ersten Wahl darstellen, da die medikamentöse Therapie häufig mit Nebenwirkungen und Risiken einhergeht. Ein weiteres Schlüsselelement in der Demenzbehandlung ist die pflegerische Versorgung. Dem personenzentrierten Pflegeansatz kommt vor allem bei Demenzpatient*innen eine wesentliche Bedeutung zu, da dieser die Bedürfnisse nach Trost, primärer Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität mittels individueller pflegerischer Versorgung erfüllt und den Menschen mit Demenz in seiner Gesamtheit betrachtet. Eine angemessene und auf Demenzpatient*innen angepasste Kommunikation stellt ebenfalls eine Schlüsselkomponente im Umgang mit Demenzpatient*innen dar. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, die sich mit Demenzpatient*innen beschäftigen, können zur Entlastung des Krankenhauspersonals beitragen und vermitteln oft Sicherheit und Wohlbefinden. Weitere Implikationen, die eine demenzsensible Versorgung gewährleisten, sind neben Maßnahmen der Delirprävention auch die adäquate Gestaltung einer demenzsensiblen Umgebung. Letztere kann das Wohlbefinden positiv beeinflussen und der Entwicklung von BPSD-Symptomen entgegenwirken.
Diskussion: Die Versorgung im Allgemeinkrankenhaus ist oft nicht ausreichend auf Demenzpatient*innen ausgerichtet, führt häufig zu einer Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit und begünstigt die Entwicklung von demenzassoziierten herausfordernden Verhaltensweisen (BPSD) und Delirien. Es sind vielfach Änderungen in der Organisations- und Krankenhausstruktur notwendig. Eine auf die Bedürfnisse von Demenzerkrankten abgestimmte Krankenhausstruktur erfordert neben ausreichend personeller Ressourcen und demenzfreundlicher Umgebungsgestaltung vor allem eine spezifische Ausbildung von Krankenhauspersonal, um Kommunikationskom