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Selected Publication:

Hammer, V.
Kohlenhydratintoleranz im bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell Ursachen – Diagnostik - Therapie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 88 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Baumann-Durchschein Franziska
Hammer Heinz
Altmetrics:

Abstract:
Einführung: Der aCPQ (adult Carbohydrate Perception Questionnaire)-Fragebogen wurde für die Erfassung der Symptome einer Kohlenhydratintoleranz validiert und wird von einer aktuellen Leitlinie als Instrument für die Diagnosestellung einer Kohlenhydratintoleranz empfohlen. Ziel dieser Erhebung ist die Evaluierung der Relevanz einer mit Hilfe des aCPQ diagnostizierten Intoleranz. Dazu erfolgte ein Vergleich des Schweregrades der Symptome vor und nach einer Diät mit Hilfe des IBS-SSS-CH (Irritable Bowel Syndrome – Severity Scoring System – Carbohydrate)-Fragebogens. Im Literaturteil dieser Diplomarbeit soll die Kohlenhydratintoleranz im bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell betrachtet zu werden, um das Verständnis von Pathogenese, Diagnostik und Therapie der Kohlenhydratintoleranz über die rein somatische Medizin hinaus zu erweitern. Methodik: Über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren wurden Patient:innen mittels aCPQ auf Laktose- oder Fruktoseintoleranz getestet und ihre Symptombelastung mittels IBS-SSS-CH-Fragebogen quantifiziert. Nach einigen Wochen auf die Intoleranz abgestimmter Diät wurde die verbleibende Symptomstärke mit dem IBS-SSS-CH überprüft. Die Daten der intoleranten Patient:innen wurden retrospektiv ausgewertet. Ergebnisse: Im Zeitraum von Juli 2017 bis einschließlich Dezember 2021 wurden die Daten von 32 konsekutiven Patient:innen (25 Frauen, 7 Männer) im Alter von 15 bis 86 Jahren (Durchschnitt 35 Jahre) ausgewertet. 18 Personen wurde eine Laktoseintoleranz nachgewiesen, 14 Personen eine Fruktoseintoleranz. Es konnten statistisch signifikante Erfolge in der Reduktion aller fünf Symptomqualitäten nachgewiesen werden: •Der durchschnittliche VAS-Gesamtscore aller Symptome sank von 180/500 auf 60/500. •Der durchschnittliche VAS-Score für Schmerzen sank von 38/100 auf 12/100. •Der durchschnittliche VAS-Score für Übelkeit sank von 23/100 auf 3/100. •Der durchschnittliche VAS-Score für Blähungen sank von 39/100 auf 14/100. •Der durchschnittliche VAS-Score für Windabgänge sank von 45/100 auf 21/100. •Der durchschnittliche VAS-Score für Durchfall sank von 35/100 auf 10/100. Fazit: Die Ernährungsumstellung bei mit aCPQ rein symptomatisch diagnostizierten Patient:innen erwies sich als erfolgreich, daher kann der aCPQ als alleiniges Diagnosetool für Kohlenhydratintoleranzen empfohlen werden. Kohlenhydratintolerante Patient:innen profitieren von einer Diät, oft kommt es jedoch nicht zum vollständigen Sistieren der Beschwerden. Es besteht eine enge Beziehung zwischen Kohlenhydratintoleranzen und dem Reizdarmsyndrom, einer somatoformen autonomen Funktionsstörung. Womöglich könnte die Kohlenhydratintoleranzforschung von einer Erweiterung auf der psychosozialen Ebene profitieren.

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