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Gewählte Publikation:

Koller, S.
Einfluss kongenitaler Gesichtsfehlbildungen auf die Lebensgegebenheiten der Eltern
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Medizinische Universität Graz; 2022. pp. 80 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Schwaiger Michael
Zemann Wolfgang
Altmetrics:

Abstract:
EINFÜHRUNG Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten zählen mit einer Inzidenz von 1:700 Neugeborenen zu den häufigsten angeborenen Fehbildungen weltweit. Die Häufigkeit des Auftretens impliziert, dass sich eine Vielzahl an Familien mit den Herausforderungen und Folgen dieser Fehlbildungen täglich beschäftigen und auseinandersetzen. Die mit der Fehlbildung assoziierten Symptome und Probleme sind vielseitig und beziehen sich unter anderem auf die Sprache und die Lautbildung, die Nahrungsaufnahme, das Hörvermögen, das Mittelgesichtswachstum, sowie auf anatomische Veränderungen von Lippe und Nase, welche Ästhetik und Funktion nachhaltig beeinträchtigen können. Um in der Behandlung von Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten Patient*innen gute Outcomes erzielen zu können, bedarf es einer langjährigen interdisziplinären medizinischen Zusammenarbeit durch erfahrene Spezialisten unterschiedlicher Fachbereiche. Die Fragestellung besteht darin, ob ein Zusammenhang zwischen der angeborenen Fehlbildung der Kinder und den Lebensgegebenheiten der Eltern nachweisbar ist, und ob eine Spaltbildung im ästhetisch sichtbaren Bereich zu mehr Einschränkungen und Veränderungen führt. MATERIAL UND METHODEN Die Fragebogenstudie stützte sich auf eine retrospektive Datenauswertung von 53 Elternteilen, welche mit ihren Kindern aufgrund der Diagnose einer Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte an der klinischen Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit am LKH-Univ. Klinikum Graz behandelt wurden. Gegenstand unserer Analyse war ein validierter Fragebogen (Family impact scale-FIS) mit dessen Hilfe männliche und weibliche Elternteile von Patient*innen mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte befragt wurden. Dieses validierte Tool setzt sich aus 14 Fragen zusammen, welche unterschiedliche Teilbereiche der elterlichen Lebensgegebenheiten abbilden sollen. Der Fragebogen diente der adäquaten Beantwortung aller relevanten Punkte der Studie, um den Einfluss von Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten auf die Lebensgegebenheiten der Eltern beleuchten zu können. RESULTATE Das Resultat der Fragebogenstudie bestätigte ein höheres Belastungsniveau der Eltern, sowie eine eingeschränkte Lebensqualität in gewissen Lebenslagen Mehr als die Hälfte der befragten Elternteile gaben an, dass Kinder mit LKG-spalten mehr Aufmerksamkeit beanspruchen, als jene Geschwister ohne vergleichbare Diagnosen. Im direkten Vergleich der Diagnosen „isolierte Gaumenspalte“ (ICP) und „unilaterale Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte“ (UCLP) zeigte sich zusammenfassend eine stärker beeinträchtigte Lebensqualität der Elternteile von Kindern mit der Diagnose „UCLP“. Ebenso schnitt die Diagnose „ICP“ bezüglich Notwendigkeit einer beruflichen Auszeit und bestehender Eifersucht gegenüber anderen Familienmitgliedern im Vergleich zur Diagnose „UCLP“ besser ab. Insgesamt und unabhängig von der Spaltdiagnose des eigenen Kindes konnte bei der durchgeführten Erhebung gezeigt werden, dass bei Eltern die Sorge um reduzierte Chancengleichheit im Vergleich zu anderen Kindern ohne vergleichbare Diagnosen eine größere Rolle spielt. Der Bildungsabschluss der Eltern, das Geschlecht der Eltern, sowie die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder waren in Hinblick auf die analysierte Lebenszufriedenheit der Eltern ebenso bedeutungsvoll. DISKUSSION Die psychosoziale Entwicklung kann bei Kindern mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten durch die zugrundeliegende Diagnose negativ beeinflusst werden. Hier sind alle Ausprägungsgrade von Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten miteingenommen, da all diese morphologische und funktionelle Beeinträchtigungen hervorrufen, welche Einfluss auf die psychosoziale Integration nehmen können. Gleichermaßen kann die Diagnose Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte die Lebensgegebenheiten der Eltern und die Familiendynamik verändern. Letzteres zeigte sich deutlich in den Ergebnissen unserer Studie. Neben der Sorge verminderter Chancengleichheit, schien vor allem die

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